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[ Band 4 Brief 120: Humboldt an Caroline Lure, 25. Januar 1814 ]
schimmel haben besonders diese Unart. Ich ließ endlich, worüber man hernach sehr gelacht und prätendiert hat, daß das in meinem Genre wäre, die geduldigeren Füchse und zwei Rotschimmel hinter den Wagen spannen und mich so rücklings herausbringen, was auch vortrefflich glückte. Nun aber saß der Küchenwagen des Kanzlers noch, und nach meiner edlen Manier wollte ich ihn nicht verlassen. Ich spannte also meine Pferde davor und brachte ihn glücklich heraus und setzte meine Reise fort und fand endlich den Kanzler wieder, der bei einem Pächter zu Mittag oder Abend aß. Bei dieser Gelegenheit muß ich Dir doch bemerken, daß der Kanzler von solcher Generosität ist, daß er zum Beispiel an diesem Ort, in dem er sich aufs höchste zwei Stunden aufgehalten hat, sechs Napoleondor Trinkgeld gegeben hat. Das verherrlicht freilich den Ruhm der Preußen sehr, ist aber auch sehr teuer. Der Kanzler fuhr noch den Abend bis Lure, ich mochte es aber meinen Pferden nicht zu leide tun und blieb in einem elenden kleinen hameau Champagny. Ich quartierte mich bei einem ehe- maligen Gastwirt ein, der eine Frau und zwei Kinder und einen schönen Stall hatte, aber nur eine Stube für mich, alle meine Leute und seine eigene Familie. Er klagte sehr über die Last des Durchmarsches, ich bewies ihm aber bald, daß er sehr Unrecht habe. Denn in der Tat war in diesem Hause für mich, meine zehn Leute und für zwölf Pferde Brot, Rindfleisch, Schinken, Milch, Kartoffeln, Wein und Fourage im Überfluß. Da ich ihm gleich alles zu bezahlen verhieß und ihn durch meine Autorität noch von vier Kosaken befreite, war er äußerst vergnügt, und ich habe den Abend sehr gut zugebracht. Ich ließ mein Bett auf einer Streu neben meinen Leuten machen, der Mann vom Hause und ein Kind lagen im großen Familienbett, und die züchtige Gattin mit dem andern suchte sich einen anderen Ort im Hause. So schlief ich vortrefflich. Über- 230