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[ Band 4 Brief 120: Humboldt an Caroline Lure, 25. Januar 1814 ]
120. Humboldt an Caroline Lure, 25. Januar 1814 Ich frühstücke hier und lasse mein Pferd fressen. Mir ge- fällt es wieder außerordentlich in Frankreich, vorzüglich so gewisse Kleinigkeiten, die mich an die alten Zeiten er- innern. Zum Beispiel die spitzigen Kornetten der alten Damen, die einem Kaminfeuer machen, und die feinere Art der Menschen zu reden, die einen nicht immer mit »Exzellenzen« erdrücken. Gestern abend konnte ich Dir nicht schreiben, weil die Tinte im Tintenfaß im Wagen, bedenke nur! eingefroren war, und in der Bauernhütte, wo ich übernachtete, an keine zu denken war. Wir hatten gestern eine sehr schlimme Tagereise. Um den Kanonen von Belfort zu entgehen, mußten wir durch scheußliche Wege. Ich reiste mit dem Staatskanzler und all seinem Zuge zusammen, gegen 30 Wagen. Anfangs führte uns ein Postillon, aber so ungeschickt, daß er uns gerade unter die Kanonen von Belfort gebracht hätte. Wir drehten also um und nahmen den anderen, sehr schlechten Weg. Hier blieb mein Wagen unglücklicherweise und hinter mir des Kanzlers Küchenwagen stecken. Ceintrey, 26. Januar 1814 Ich konnte gestern nicht fortfahren, liebes Kind, weil der Notarius Berthod, bei dem ich wohnte, und der eine große Freude hatte, einen Bruder Alexanders zu sehen, mich bat, zu seiner Frau zu kommen, wo ich die ganze Familie, die verheiratete Tochter und den zweijährigen Enkel, der schon gebratene Apfel aß, sehen mußte, und den Abend in Vesoul kam ich spät vom Kanzler nach Hause. Ich fahre also heute in meiner gestrigen Erzählung fort. Wie mein Wagen stecken blieb, fuhren die Übrigen fort, und ich hatte wohl eine halbe Stunde zu tun, um herauszukommen. Meine Leute spannten immer die Pferde vorn an, und die armen Tiere bäumten sich und brachten nichts vor sich. Meine Rot- 229