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[ Band 4 Brief 113: Humboldt an Caroline Freiburg, 12. Januar 1814 ]
geheuer verschieden, daß wir doch nie einander nahe sein werden. Auch kann ich ihn in den Geschäften selbst nur sehr bedingt billigen. Wenn Friede ist, gutes Kind, entsteht eine Frage, wo ich Dich bitten muß, mir ganz bestimmt zu antworten. Ich kann und muß dann meinem Schicksal eine Wendung geben. Ich kann nach Berlin kommen, doch am wenigsten leicht, nach Paris gehen oder in Wien bleiben. Ich muß bestimmt Deine Meinung wissen, nicht, um mich unbedingt danach zu richten. Daher kannst Du ganz frei reden. Du weißt, süßes Herz, daß, wo es nur auf Mühe, Entbehrung, was es auch sei, von meiner Seite ankommt, ich dir blindlings folge. Ich habe es immer getan und werde es tun, es ist mein Leben, mein Dasein, mein Glück. Allein wo andere Rück- sichten, die öffentliche Lage der Dinge, mein Name, das Ganze unsrer äußeren Lage im Spiel sind, habe ich gewiß immer selbst entschieden und werde es. Ich weiß, daß Du selbst es nicht anders wollen würdest, und daß Du darin gern folgst. Nur muß ich auch wissen, ob Dir nun Berlin gerade das Allerliebste wäre, ob Du Paris, auch wenn Napoleon lebte, lieber als Wien hättest, ob Dir Wien ganz zuwider ist? Prüfe Dich, und antworte mir gleich, liebes Kind. Da Du mir aber nur wirst durch Pilat schreiben können, so nenne Berlin Auleben *), Paris Burgörner *) und Wien Thalebra *) und Napoleon Weihe **). Führe gar keine Gründe an, und rede wie von Deinem Sommeraufenthalt. Sobald Du eine Gelegenheit nachher findest, geheim zu schreiben, rede mir offen, und sage mir Deine Gründe. Endlich, liebe Li, muß ich noch eine Sache berühren. Alle meine Briefe an Dich werden gelesen. Es liegen manchmal, und nicht selten, Papiere auf Metternichs Tisch mit der Aufschrift: ——— *) Die Humboldtschen Güter in der Goldenen Aue. **) Inspektor in Auleben. 219