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[ Band 4 Brief 113: Humboldt an Caroline Freiburg, 12. Januar 1814 ]
Anteil an der Führung. Die übrigen folgten, und dem Despotismus der Kleinen wären Grenzen gesetzt. Stein ist damit ziemlich einig, der Kanzler nicht sehr uneinig, obgleich etwas. Gentz hat ganz andere Ideen, ich bin noch immer im Briefwechsel mit ihm darüber. So stehen die Sachen, gute Seele, um mich. Meine Geschäfts- tätigkeit und mein Einfluß sind überaus wechselnd, regelmäßig ist darin gar nichts. Mein Wirkungskreis als Gesandter ist, da der Kanzler immer selbst mit Metternich, der sehr mit ihm zufrieden ist, spricht, ein bloßer Name. Nur wenn zufällig der Kanzler abwesend ist, mache ich noch Berichte. Ich bin also ganz müßig, wenn man mir nicht besondere Dinge aufträgt, und habe nur den Einfluß, den mir der Kanzler, indem er mich um Rat fragt, ge- stattet, oder den ich mir selbst verschaffe. Ein anderer würde in solcher Lage reizbar, ungeduldig sein und sie vielleicht verlassen. Ich nicht. Ich bin hier immer nützlich, wenigstens von Zeit zu Zeit, und bin bei der Hand. Dabei bin ich nicht müßig, wenn man mich nicht braucht. Ich studiere dann für mich und sehe jetzt recht ein, wie gut ich getan habe, nie die Geschäfts- und bloße Gelehrtentätigkeit eine der andern aufzuopfern, sondern mich zu gewöhnen, in jedem Augenblick von einer zur andern ohne alles weitere überzugehen. Bis auf die letzten drei Tage habe ich auch alles mögliche treiben können und bin von jedem Geschäft fern gewesen. In den letzten dreien habe ich viel zu tun gekriegt und gewiß einigen Dingen eine heilsame Richtung gegeben. Worauf ich also sehen mag, auf die Sache, auf meine äußere Lage, meine innere Zufriedenheit, führen mich Ruhe, Billigkeit und unermüdete Aufmerksamkeit auf die Hauptpunkte der Geschäfte immer am weitesten. Mit Metternich stehe ich im gewöhnlichen Leben auf dem besten und freundschaftlichsten Fuß. Allein in Geschäften liebt er mich nicht, und sein Geschäftsvertrauen habe ich seit Prag nicht 217