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[ Band 4 Brief 113: Humboldt an Caroline Freiburg, 12. Januar 1814 ]
Was indes dieser Plan sehr Gutes hat ist, daß, wenn man auch wirklich nicht den Hauptzweck erreichte, man doch die französische Regierung in ihren Rüstungen ungeheuer stört und in einem Teil des Landes ganz vereitelt, und daß man sich aller Länder bemächtigt, die nicht zum alten Frankreich gehörten und sich in ihnen ganz festsetzt. Gefahr ist im Grunde wenig, weil keine uns gleiche Armee jetzt in Frankreich steht. Endlich scheint es nicht, als wenn selbst das Einbrechen in das alte Frankreich die Einwohner sehr vater- ländisch für die Verteidigung ihrer Grenzen stimmte. Besser wäre allerdings der Plan Gneisenaus gewesen, am Niederrhein in Belgien schon im Anfang November mit Macht überzugehen und Blücher nicht nach Höchst kommen zu lassen. Man hätte jetzt die festen Plätze, die in diesem Augenblick schon großen Widerstand leisten werden. . . . Unter den Alliierten nach dem Frieden ist abzumachen die Verteilung der Länder und die Verfassung Deutschlands. Beides ist noch ganz im Werden und in großem Chaos. Nur ist man wohl ganz darüber einig, daß Preußen, das jetzt nur 4 700 000 Einwohner hat, zwölf Millionen haben muß, wovon doch wohl nur eine Million Polen sein werden. Über die Verteilung Italiens habe ich nach dem Auftrag des Kanzlers einen Plan gemacht, worin ich auf den Papst eifrig gedacht habe. Wenn er danach auch an Neapel abgeben müßte, behielte er doch Ancona, bekäme die drei Legationen (Bologna, Ravenna und Ferrara) wieder und hätte immer anderthalb Millionen Untertanen. Über Deutschland habe ich einen Plan gemacht. Ein Kaiser- tum ist nicht mehr möglich. Aber nach meiner Idee gäbe es doch eine Verfassung, einen deutschen Bund mit gemeinschaftlichem Gerichtshof, und Preußen und Österreich hätten, aber ungeteilt, die Obergewalt, doch Bayern und Hannover auch Rechte und 216