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[ Band 4 Brief 111: Humboldt an Caroline [Freiburg], 4. Januar 1814 ]
und Achtung für mich, besucht mich auch jetzt so viel, daß wir doch wirklich eng verbunden sind und sehr miteinander und in gleichem Sinne arbeiten. Dir würde er manchmal sehr gefallen, und wenn ich auch nicht dafür stehen will, ob Du, wenn Du ihn geheiratet hättest, glücklich mit ihm gewesen wärest, vorzüglich früher, da er doch un- graziöse Manieren hat und schwerlich jemanden mit völliger Freiheit zu behandeln weiß, so würdest Du doch jetzt mit ihm zufrieden gewesen sein. Seine Frau ist ungeheuer unbedeutend, sie hat nur einen Wunsch, in Berlin zu leben, und er, was wirklich hübsch ist, will hinziehen nach dem Frieden, um ihr Entschädigung zu verschaffen für manches Ungemach, das er ihr in diesen letzten Jahren zugezogen hat. . . . [Freiburg], 6. Januar 1814 Es gibt eine Schrift von Arndt: »Der Rhein, Deutschlands Strom, nicht aber Deutschlands Grenze«, die Du Dir verschaffen und lesen mußt. So vollkommen die Idee die meinige ist, so ist die ganze Broschüre doch in einem Ton, den ich nicht annehmen möchte. Sie ist außerdem ganz Parteischrift, nirgends eine ruhige Untersuchung und alles nur so gestellt, daß es die Gleichdenkenden erbaut, aber die Andersgesinnten gewiß nicht überführt. Allein es ist bei dem allen eine sehr anziehende Schrift, und einzelne Stellen, wie namentlich eine über Süd- und Norddeutsche, ist vor- trefflich, richtig und wundergut gesagt. Stein läßt ihn herkommen, wie überhaupt Stein noch der einzige ist, mit dem sich doch über einige Teile der Wissenschaft vernünftig reden läßt. Eben bekomme ich das inliegende Billet vom Staatskanzler, aus dem Du sehen wirst, daß Theodor Offizier geworden ist. Das ist also auch erreicht; er ist nun in die Laufbahn eingetreten und sicher, im Frieden weiter fortgehen zu können. Theodor wird sich 211