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[   Band 4 Brief 103:    Humboldt an Caroline    Bruchsal, 15. Dezember 1813   ]


unwillkürlich an die Medusenköpfe erinnert wird. Er hat auch den
Mund halb geöffnet.
Die Glasscheiben und die Statuen im Dom zu Köln kommen
im Stil mit diesen Gemälden überein, wie mir Boisserées sagten.
Der eine Boisserée hat von dem Kölner Dom große Zeich-
nungen gemacht, wie er ist, und wie er werden sollte. Du hast
keinen Begriff von der Schönheit. Erst ist das Gebäude im
ganzen, dann die einzelnen architektonischen Teile. Himmlische
Kapitäle, Zieraten, Dachtraufen, alles originell, nichts der Antike
nachgemacht und himmlisch leicht und zierlich. Es wird jetzt dies
alles gestochen und bald erscheinen.



104. Humboldt an Caroline             Kenzingen, 20. Dezember 1813

Ich bin hier nicht ganz zwei Stunden von Freiburg, liebe Li, wo
ich morgen mittag unfehlbar eintreffen werde. Ich schrieb in
Karlsruhe nicht weiter an diesem Brief, weil es so fatal ist
zu schreiben, was erst in mehreren Tagen abgeht, und weil ich auch
meinen nun ganz fertigen Aufsatz über Deutschland ins reine brachte.
In Karlsruhe war ich außer dem Hofe und außer, daß ich
alle Tage Stein und Hardenberg (den Wiener) auf eine halbe
Stunde sah, bloß in meiner Stube beschäftigt. Ich blieb länger
in Karlsruhe, weil es hieß, Metternich komme dorthin, wie ich aber
die Gewißheit des Gegenteils hörte, ging ich gestern mit Extrapost
fort und habe heute ebenso diesen Ort erreicht. Der Kanzler kann
erst heute abend in Karlsruhe eingetroffen sein.
Neues habe ich in all den Tagen aber nicht gehört.
Schlafe wohl, mein einzigsüßes Herz. H.

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