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[ Band 4 Brief 97: Humboldt an Caroline Frankfurt, 1. Dezember 1813 ]
97. Humboldt an Caroline Frankfurt, 1. Dezember 1813 Der vierte Monat unserer letzten Trennung, liebe Li, und der letzte des Jahres geht an. Dies Jahr, das so finsterdeutende Zahlen hat, ist so unerwartet glücklich gewesen, wie wird das folgende sein? Manchmal könnte ich fürchten, wir hätten mit dem Kriege am Rhein unsern Zenith erreicht; auch ist es nicht zu leugnen, daß die Operationen von diesem Augenblick an gefährlicher und schwieriger werden. Allein was mich immer wieder aufrichtet, ist, daß die Hauptursachen, die uns siegen machten, die Bereitwilligkeit der Völker, der Mut der Soldaten, die Einigkeit der Fürsten auch jetzt ungeschwächt fort- dauern; auf der andern Seite hoffentlich auch die Verblendung Napoleons und die Verfolgung der Nemesis, die ihn ergreift. Über dasjenige, was die Menschen dabei tun, ließe sich vielerlei sagen, wenn es nicht besser und wohltätiger wäre, selbst zum Guten und Rechten hinzuleiten, als was geschieht zu tadeln. Ich habe, holdes Wesen, Deinen Brief vom 26. bekommen. Bülow *), der bei uns Finanzminister geworden, ist allerdings ein Hannoveraner; es ist auch derselbe, welcher Finanzminister in Westfalen war. Er hatte selbst dort einen guten Ruf und ver- uneinte sich mit dem König, der ihn zuletzt verfolgte. Er war dort Graf geworden und hatte Orden erhalten. Beides hat er jetzt abgelegt. Du hast gestern die Kabinettsorder mit der Feld- zeitung bekommen, worin seine Verhältnisse bestimmt werden. Er hat gleich damit angefangen, die Verfassung, die nach Stein ein- geführt worden war, in seinem Ministerium umzuwerfen. Nach dieser Verfassung nämlich gab es unter den Ministern, aber in einer gewissen Unabhängigkeit von ihnen, Geheime Staatsräte, wie ich selbst war. Diese hat er kulbutiert und zu bloßen von ihm ——— *) Vgl. S. 175. 185