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[ Band 4 Brief 97: Humboldt an Caroline Frankfurt, 1. Dezember 1813 ]
abhängigen Bureauchefs gemacht. Jene Verfassung war auf einen Staatsrat berechnet, es waren viele Keime liberalerer und freierer Ideen darin; indes war der Geist nie ausgeführt worden, und Bülow hat jetzt nur die leere Hülle weggeworfen. Ich hätte das immer nicht tun mögen. Indem Bülow so unter sich einen wahren Ministerdespotismus organisiert hat, hat er sich über sich in eine Vormundschaft be- geben, die wieder mit der Stellung eines Ministers nicht zusammen- paßt. Denn Du siehst aus der Kabinettsorder, daß er alle seine Berichte dem Staatskanzler schicken muß, und daß nur dieser, nicht er, mit dem König zu tun hat. Was ist er daher viel mehr als ein oberster Rat im Bureau des Staatskanzlers? Ich habe indes alle diese Dinge geschehen lassen, ohne Be- merkungen darüber zu machen. Teils waren sie schon alle abge- kartet, ehe ich in Kenntnis davon kam, teils aber war es ein solches Bedürfnis, einen Finanzminister zu haben, daß man nur heilfroh sein mußte, daß es einer wurde, der entschlossen, selbst kühn, tätig und im ganzen auch geschickt ist. Wie die Dinge waren, konnten sie gar nicht bleiben, und vieles Kritteln über das freilich noch lange nicht Gute hätte jetzt nur Schaden getan. Im Publikum wird Bülows Wahl schwerlich gut aufgenommen werden. Sein Dienen in Westfalen und seine Verwandtschaft mit dem Staats- kanzler, dessen Neffe er ist, tun ihm darin vielen Schaden. Überdies hat er alle vor den Kopf gestoßen, die er aus einer festen und selbständigen Lage in eine prekäre und abhängige gebracht hat. Ich bin hierüber so ausführlich, um von da auf die Frage zu kommen, ob ich ein Ministerium unter Hardenberg im Innern suchen soll? Ich bin nach reifer Überlegung nicht dafür. Ich denke nicht daran, aufzuhören zu dienen. Wenn man einmal darin ist wie ich, kann man nur mit einiger Gewalttätigkeit herauskommen. Meine Rechnung ist darüber längst mit mir gemacht, und ich diene 186