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[ Band 4 Brief 90: Humboldt an Caroline Frankfurt, 18. November 1813 ]
und apodiktisch: »Wenn man in hohen Stellen einer Regierung dient, die man mißbilligt, ist es nie verzeihlich.« Ich weiß nicht, ob Bülow es gehört hat, aber meine Stimme ist gewöhnlich ver- nehmlich; wie es indes heraus war, war es mir nicht unlieb. Meine Meinung ist es und wird es ewig bleiben, und wer in solchem Punkte nicht rein ist, mag immer hören, daß man es weiß und fühlt. Ich schicke Dir hier einen Brief von Hedemann *). Es ist ein sehr lieber Mensch, was sich auch in diesem Blatt ausspricht. Der Brief ist alt, und er konnte damals noch nicht den von Adelheid haben. Ich glaube auch, daß sehr leicht Ernst aus dem Kinder- scherz werden kann. Von einer Seite habe ich es nicht ungern. Hedemann ist unendlich brav, und glücklich ist eine Frau gewiß mit ihm. Allein von der anderen, weiß ich nicht, wünschte ich der Adelheid einen Mann, der noch mehr an Geist wäre und mehr gleiches Alters. Ob aber eine Frau wieder mit so einem, der das Leben weniger unbefangen ansieht, gleich glücklich ist? Mit jedem aber wird es mir immer leid tun, Adelheid wegzugeben. Keiner kann mir leicht für sie recht sein, und wenn die Wahl ge- troffen ist, ist es aus für das Leben. Das gute Ding ist so zart und verwundbar, und das Leben, die Männer, die Ehe so hart, so ehern, so schwer. Wir können uns mit diesem Fall gar nicht vergleichen. Wir waren schon ganz anders und vielseitig gestaltet, als wir uns zuerst sahen, wir hatten durch Gunst des Schicksals eine unendlich gleiche Stimmung, und gerade vorzüglich das, was recht tief in der Wirklichkeit des Lebens festhält, und doch allen Druck, alles Fesselnde wegnimmt. Die arme Adelheid ist so naiv, so unkundig der Welt und wird es viel länger, als wir sein, da uns der Gegensatz mit unsern Eltern und Umgebungen bildete. Was mir am wenigsten in einer Verbindung Adelheids mit Hede- ——— *) Vgl. S. 85. 176