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[   Band 4 Brief 87:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 14. November 1813   ]


Ich habe heute durch Pilat Deinen Brief bekommen mit der
Inlage von Adelheid und Adelheids Brief an Hedemann. Beide
haben mich sehr glücklich gemacht. Der an Hedemann ist merk-
würdig hübsch, so natürlich, so rein und warm empfunden, so gut
und so herzlich. Er wird Hedemann sehr glücklich machen. Ich
habe es auch sehr gern, daß die kleinen Dinger [Adelheid und
Gabriele] so fromm sind. Es fließt so ganz aus ihrem Gemüt
und verwebt sich auch sehr schön in die Zeit. Erhalte sie ja dabei.
Betet Hermann noch immer um Frieden?
                         Ewig Dein  H.


88. Humboldt an Caroline             Frankfurt, 15. November 1813

Stein ist jetzt angekommen, und die Traktaten mit den kleinen
Fürsten sind in vollem Werk. Die Gesinnungen bei
allen verbündeten Souveränen sind auf ihre Erhaltung
hinausgegangen, ein Grundsatz, wovon nur wenige oder keine Aus-
nahmen werden gemacht werden. Also habe ich dabei gar nichts
zu tun gefunden. Allein auch meine Privatmeinung ist der Er-
haltung geneigt. Ich glaube nicht, daß Deutschland in seiner
Eigentümlichkeit bestehen würde, wenn es nur vier, fünf große
Fürsten zählte. Sie würden viel weniger ein Ganzes ausmachen,
als 25 kleine und große miteinander, und der sicherern Verteidigung,
oder vielmehr der leichteren, — der ich überdies nicht jede andere Rück-
sicht aufopfern würde, — tun sie nicht notwendig Eintrag. Auch würde
es immer eine sehr üble Sensation gemacht haben, wenn mehrere
Provinzen ihrer Fürsten, an deren Häuser wenigstens sie immer eine
gewisse Anhänglichkeit gehabt haben, beraubt worden wären. Nimmt
man auch die Sächsischen, Schwarzburgischen, Reußischen und An-

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