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[   Band 4 Brief 86:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 12. November 1813   ]


So empfinde auch ich es, es ist von früher Jugend, wo ich
ernster und nachdenkender war als andere, meine innige und feste
Überzeugung gewesen, und ich kenne keine Gefahr, die ich mit ihr
fürchtete. Der Hauptunterschied zwischen der alten und neuen
Ansicht ist, daß jener ruhige Ergebung in das menschliche Schicksal,
dieser fast mit Anspruch verbundene Sehnsucht nach Wohlsein und
Glück zugrunde liegt. Du bist für Dich selbst in Deinem innersten
Wesen der ersteren näher und forderst Glück mehr für andere.
Lebe wohl, einzig Geliebte, umarme alle Kinder.
Ewig Dein H.


87. Humboldt an Caroline                 Frankfurt, 14. November 1813

Es fangen wieder alte Verhältnisse sich anzuknüpfen an.
Du erinnerst Dich des Baron Gagern *), der in Wien
manchmal bei uns war. Er ist Minister des Prinzen
von Oranien **) geworden, der auch freilich hätte eine glücklichere
Wahl treffen können, und er kommt jetzt von England, wo der
Prinz ist. Der Prinz hat mir antragen lassen, seine Geschäfte am
Wiener Hof zu führen, bis ein holländischer Gesandter geschickt
werden könne, und nachher seine deutschen. Er hat mir zugleich
3000 Taler Besoldung anbieten lassen. Ich habe noch nicht mit
dem Staatskanzler darüber reden können, allein die Geschäfte werde
ich, wenn der König es genehmigt, gerne führen, zu dem Annehmen
der Besoldung habe ich keine Lust. Es gehört auch zu den
Piquotschen Bettelmanieren. Es kommt einem aber wie ein Traum
vor, daß man wieder von Holländisch-Oranischen Gesandten

———
*) Freiherr v. Gagern, geb. 1766, † 1852.
**) Wilhelm I. Friedrich, von 1815 an König der Niederlande, geb. 1772,
† 1843.

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