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[   Band 4 Brief 84:    Humboldt an Caroline    Frankfurt, 7. November 1813   ]


mein eigenes Urteil. Aber aus einem anderen Grunde tue ich,
was ich tue, gern und setze es fort und werde es fortsetzen. In
bloßer Beschäftigung mit Ideen werde ich aus tausend Gründen,
die ich sehr gut kenne, nie viel zustande bringen; bei diesem Her-
umtreiben in der Wirklichkeit dagegen viel mehr, weil dies viel seltener
nur mit einigem Verstande und Gemüt von anderen angegriffen
wird. Großes Genie werde ich auch hierin nie zeigen. Ich bin
einmal nicht gemacht zum eigentlichen Hervorbringen und Wirken;
dazu muß man mit einem gewissen Eigensinn und selbst mit Ein-
seitigkeit eine gefaßte Meinung durchsetzen. Mich spricht immer
unter mehrerem vieles zugleich an, ich sehe das Mangelhafte bei
allem zu klar und finde gar leicht fremde Meinung besser als meine.
Ich habe gewiß auch Seiten, in denen mich andere nicht leicht über-
treffen, aber die liegen alle im Betrachten, Urteilen, Würdigen und
in einer so vollkommenen Herrschaft über mich selbst, daß, was
auch immer in mir vorgehen möchte, ich — und dauernd —— tue
und scheine, was ich will. Darum ist die Unbefangenheit, die Du
und Gentz manchmal an mir mit Verwunderung bemerkten, natürlich.
Je unendlicher mich, wie zum Beispiel jetzt, das Schauspiel anzieht,
desto mehr hebt es mich auch über seine Einzelheiten weg und
versetzt mich in eine stillere und freiere Weltansicht. . . . 


85. Humboldt an Caroline                 Frankfurt, 8. November 1813

Ich bin noch gar nicht recht zu mir selber gekommen und
wünsche es doch sehr. Allein es sind so viele Besuche zu
empfangen und zu geben, daß es schwer hält, eigentlich
zu Hause zu sein. Was man eigentlich zu tun nennt, habe ich fast
gar nicht. Aber durch Hören, Sprechen, Raten, Annehmen suche ich

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