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[   Band 4 Brief 71:    Humboldt an Caroline    Komotau, 12. Oktober 1813   ]


wo der König *) für seine Person ist. Es scheint aber, als wollte der
König für sich auf dem rechten Flügel eine Zeitlang bleiben und
vielleicht sogar zur Blücherschen Armee auf einen Augenblick gehen.
Dies ist eine so vernünftige und gute Idee, daß sie ihm sehr ähn-
lich sieht. Auch, daß er sich so der eben wiedereroberten Lausitz
und überhaupt Sachsen zeigte, wäre sehr heilsam.
Ich habe alle diese Tage, wenn ich Zeit hatte, tief im
Agamemnon gesessen und hätte nicht gedacht, daß die Trojanische
Fackelwache sich hier erneuern würde. Stell Dir vor, man hat
der bayrischen Angelegenheit wegen eine Reihe von Feuerzeichen
von hier bis Linz angeordnet, und alles war fertig, man wartete
nur das Signal ab. Gott weiß warum aber hat man doch keinen
Gebrauch davon gemacht und nun wieder alles zerstört. . . . Außer
den Begebenheiten des Augenblicks lebe ich bloß mit den Alten
und bin darin sehr glücklich; überhaupt ist dies Leben darum schön,
weil es so aller kleinen Frivolitäten, allen Gesellschaftsplunders
entledigt ist, und man sich allein oder mit großen Begebenheiten
findet. . . .

72. Humboldt an Caroline                 Komotau, 13. Oktober 1813

Ich war heute mit dem Staatskanzler bei Stein, der auf
einem Schlosse eines neveu der alten Bucquoi in Wien
eine Stunde von hier wohnt. Wir aßen bei ihm ganz
allein und waren recht vergnügt. Das Schloß ist ein altes, weit-
läufiges, prächtiges Gebäude und liegt auf einer ziemlich bedeutenden
Anhöhe und muß ein prächtiger einsamer Aufenthalt sein, der mich
in diesem herumziehenden Leben sehr tentiert hat. Stein gehört,
manche Sonderbarkeiten ungeachtet, doch immer zu den geistvollsten

———
*) Der König befand sich im Dorfe Klein-Borthen.

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