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[ Band 4 Brief 70: Humboldt an Caroline Komotau, 11. Oktober 1813 ]
den es auf den Staatskanzler gemacht hat, ist wirklich merkwürdig. Die Ideenverbindung der Siegesfeier mit dem Rhein und der Weinlese ist unendlich glücklich, und das Ganze hat für mich eine hinreißende und rührende Stärke und Einfachheit. Der Vers: »Wir müssen ja die Kelter treten« und der: »Dann drängt ein jeder sich zum Bade« ergreifen das Innerste, und der schlichte, fast triviale Ausdruck: »wie wird’s euch sein, ihr deutschen Lande?« macht eine große Wirkung. Es ist möglich, daß es zufällig ist, daß mich das Gedicht so ergriffen hat, aber es scheint mir das einzige recht gute, was ich noch auf diesen Krieg gelesen habe. Das erste ist wahrlich auch nicht ohne großes Verdienst in den Gedanken und Empfindungen, nur sind einige Verse, wie die neunte Strophe, zu naiv für den Druck. Dieser Schenkendorf ist ein sehr vorzüglicher Mensch von tiefem Gemüt, er hatte das Unglück, daß ihm gleich darauf, als ich in Königsberg war, in einem Duell die rechte Hand ganz weggeschossen wurde. Er schreibt aber mit der linken. Nach viel vergeblichen Bemühungen wird er wieder als Offizier angestellt. . . . 71. Humboldt an Caroline Komotau, 12. Oktober 1813 Von Kriegsereignissen ist nichts Merkwürdiges zu sagen. Unsere Nachrichten gehen bis zum 11. Damals hatte sich Napoleon, der am 8. in Colditz übernachtet haben soll, bei Leipzig konzentriert, und unsere böhmische Armee tat das- selbe um Altenburg. In diesen Tagen ist eine Schlacht wohl un- vermeidlich und der wahrhaft kritische Augenblick gekommen. Von Bennigsen *) wissen wir nichts Neues, ja nicht einmal, ——— *) Graf v. Bennigsen, geb. 1745, † 1826, russischer General, Oberbefehls- haber der sog. polnischen Armee. Das Hauptquartier des Generals v. Bennigsen war in Lockwitz. 138