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[ Band 4 Brief 69: Humboldt an Caroline Laun, 8. Oktober 1813 ]
zu reden. Temple *) hat Dir vermutlich geschrieben, daß er eine Schwester dieses Rumbold geheiratet hat. So vergeht alles Andenken. Temple schien nun wirklich den Verlust seiner Frau tief zu fühlen, und nun hat er eine andere, jüngere, und es ist, als wäre die erste nicht dagewesen. Das ist das eigentlich menschliche Schicksal auf Erden. Denn menschlich muß es doch sein, da es so oft und so immer geschieht. Wem es geschieht, der kann es leicht ver- schmerzen. Es mag sich schön und ruhig im Grabe liegen. Aber wie, wer es tut, noch den Himmel mit Freuden ansehen kann, dafür habe ich nie ein Herz gehabt und werde es nie haben. Mit eigentlicher Treue kann man doch nur einem Menschen auf Erden anhängen. Und der Tod bindet, dünkt mich, die Treue ganz un- zerreißbar fest, wenn auch das Leben sie noch wankend machen könnte. Denn solange der andere lebt, ist doch ein Schwanken, ein gegenseitiges Entbinden noch möglich, auch ist da noch alles bloß irdisch und menschlich — aber der Tod hat etwas Heiliges und Un- entweihbares, und wer den Toten nicht treu ist, ist allem untreu. . . . 70. Humboldt an Caroline Komotau, 11. Oktober 1813 Wir sind noch hier, liebe Li, und obgleich man alle Tage vom Weggehen spricht, so sehe ich voraus, daß es noch einigen Aufschub leiden wird. . . . Die Allianz mit Bayern ist am 8. wirklich unterzeichnet worden und Wredes **) Armeekorps wird unverzüglich gemeinschaftlich mit dem von Reuß agieren. Reuß bleibt aber nicht dabei, sondern scheint hierher zu kommen. Dies Ereignis ist unendlich wichtig und ——— *) Temple, mit Humboldts in Rom befreundet, verlor dort 1809 seine Frau. **) Geb. 1767, † 1838, 1814 in den Fürstenstand erhoben. 136