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[   Band 4 Brief 68:    Humboldt an Caroline    Teplitz, 5. Oktober 1813   ]


auf mich setze, so sähe ich nicht ab, warum ich in eine andere
Laufbahn übergehen solle. Wolle man mir schlechterdings ein
Ministerium im Innern geben, so dürfe es nur das geistliche sein,
und zu diesem fände man immer, wenn es einmal eingerichtet sei,
einen Mann, auch würde mir der König, der mich nun einmal
nicht für christlich halte, dies immer ungern geben. Das ist auch
rein meine Meinung. Ins Innere handelte ich nicht klug, mich
bringen zu lassen. Nach dem Frieden muß der Kanzler, wie er
selbst ganz richtig einsieht, selbst Minister der auswärtigen An-
gelegenheiten sein. Allein überlebe ich ihn und bin noch in Gunst,
so ist das meine natürliche Stelle, und mit der ich erst dann das
Gewicht verbinden kann, was jetzt, bei welchem Ministerium es
sei, unmöglich ist.
Ich erzähle Dir indes dies, damit Du siehst, wie unwahr es
ist, wenn man dem armen Kanzler Schuld gibt, daß er keine
Ministerien neben sich dulden will, und daß er sich scheut, die
Finanzen vor jemand aufzudecken. Er weiß gewiß, daß ich nicht
schmeichle und nicht leicht zu täuschen bin, und gerade mir, der
gewiß kein nachsichtiger Richter meiner Vorgänger sein würde, trägt
er die Stelle und mit dem ausdrücklichen Zusatz an, daß von den
Leuten um ihn keiner dazu tauglich sei. Mir sind diese Unter-
redungen außerdem lieb, weil sie mir Gelegenheit geben, auf eine
zweckmäßigere Einrichtung der ganzen Verfassung hinzuarbeiten
und so meinem letzten Zweck bei meinem Hiersein näherzukommen.
Auch wirkt die Intimität zwischen dem Kanzler und mir überaus
heilsam auf die Meinung für uns beide und vielleicht noch mehr,
da mein öffentlicher Ruf ganz unbescholten ist, für ihn. . . .

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