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[ Band 4 Brief 68: Humboldt an Caroline Teplitz, 5. Oktober 1813 ]
Lord Aberdeen, der langweilige Bildt und ich sollen dort ganz allein thronen. Der Vorwand oder die Ursache ist, daß in Komotau für unsere Suite kein Platz sei. Allerdings habe nun ich, alles in allem gerechnet, zehn Leute und zehn Pferde, und Aberdeen wohl das Doppelte, dafür hat aber der unglückliche Bildt nur, wie er zu sagen pflegt, vier chivaux. Der Kanzler wird auf jeden Fall in oder dicht bei Komotau bleiben, und auf diese Weise werde ich, wie wenigstens mein fester Plan ist, auch dort sein und nur meine Equipagen in Saaz lassen. Über- haupt aber denke ich, soll dieser Aufenthalt von sehr kurzer Dauer sein. Was Napoleon machen wird, davon wissen wir alle nichts. Vielleicht kommt er hierher. Unsere Nachrichten lauten indes anders. Er scheint eher auf die Armee loszugehen, die links nach Sachsen hineingegangen ist. Weißt Du, daß der Kanzler mir vor einigen Tagen in einem vertrauten Gespräch sehr ausführlich die Frage vorgelegt hat, ob ich nicht Finanzminister werden wolle? Es ist närrisch, daß er auch, gleich als er Staatskanzler geworden war, einmal die Idee gefaßt hatte. Auf meine Einwendungen hat er nur geantwortet, daß ich mich gewiß sehr bald hineinsetzen und dem Posten gut vorstehen würde. Allein ich habe ihm gesagt, daß ich mich nicht darauf einlassen könne, weil ich, wenn ich König oder er wäre, mich nie dazu wählen würde. Ich wollte allenfalls zugeben, daß ich mit Studium und Eifer die Sache so weit bringen könnte, daß ich den Sachen eine leidliche und haltbare Einrichtung gäbe. Allein ich sei doch gewiß bei weitem besser als Gesandter, ein Posten, dem ich nun in allen Verhältnissen vorgestanden hätte, und in dem ich geprüft und erprobt sei, zu benutzen. Da nun wenigstens doch ein recht tätiger Gesandter notwendig sei und man in der Tat keinen habe, auf den man gleiches Vertrauen als 133