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[ Band 4 Brief 66: Humboldt an Caroline Teplitz, 2. Oktober 1813 ]
politischen Einflusses genießt. Ob ich gleich weder vom Kanzler noch von Metternich von nichts ausgeschlossen werde, so kann ich das doch nur wenig ändern. Es liegt leider in tieferen und höheren Ursachen, die fast oder ganz unmöglich zu heben sind. Eigentlich wesentlicher Nachteil erwächst daraus nicht. Es entsteht nur das, was man beabsichtigt, daß man freier und sicherer vor Widerspruch handeln kann. Am leichtesten kann dies in den deutschen Angelegenheiten schaden. Für diese hat Metternich, nach seiner Art zu sehen, wenig Sinn. Daß es wirklich im intellektuellen und moralischen Sinn ein Deutschland gibt, das nicht Preußen und Österreich ist, wenn es auch gleich Teile von beiden enthält, und daß man diesem Deutschland politisch zu Hilfe kommen muß, begreift und fühlt er nicht. Wenn es nach ihm geht, bestehen die Stücken Deutschlands wie andere europäische Staaten, Dänemark, Holland, Venedig ohne alle oder höchstens in der lockeren Verbindung fort, daß sie sich durch diplomatische Allianz- traktate an Österreich und Preußen anschließen. Dies nun ist, meiner Art zu sehen nach, in hohem Grade verderblich, und ich glaube, es muß ein gemeinschaftliches engeres Band geben. Ich fühle wohl, daß dies schwer zu knüpfen ist, daß es auch nicht immer und nicht ewig halten wird, allein es kann es doch einigermaßen, und schon den Gedanken zu erhalten, daß Deutsche eins sind und eins bleiben müssen, ist es gut, daß es vorhanden sei. Da es sehr wahrscheinlich ist, daß sich Bayern zu unserer Allianz schlägt, so kommt diese Sache gleich bei dieser Gelegen- heit zur Sprache. Man hat (meines Bedünkens zu freigebig, und mehr als man brauchte, wenn man eine größere Armee aufstellte oder die vorhandene besser benutzte) Bayern Unabhängigkeit ver- sprochen und Garantie seiner jetzigen Staatengröße. Nun dringen der Kanzler und ich darauf, daß man in den Traktat mit Bayern setze, daß man künftig beim Frieden einen Verein Deutschlands 129