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[   Band 4 Brief 63:    Humboldt an Caroline    [Teplitz], 19. September 1813   ]


Ich lese im Plutarch oder Demosthenes und genieße die Einsam-
keit, die unter allen Dingen der Erde den größten Reiz für mich
hat. Nur freilich geht viel Zeit, vorzüglich beim Kanzler, verloren.
Die Umgebungen des Kanzlers sind eigentlich entsetzlich. Es ist
wirklich nur ein einziger, den die Gemeinheit weniger angesteckt hat,
die übrigen gehören alle in gleiche Verdammnis. Bombelles, der
ganz eigentlich beim Kanzler akkreditiert ist, macht die Sache mit
seinen Scherzen nicht feiner, und der arme Kanzler geht, wie ein
Hofmann, immer voller Güte und Höflichkeit, darin herum. Seine
Gesundheit scheint mir aber sehr abzunehmen, er ist schwach und
abgespannt und klagt oft des Abends über Brustbeklemmungen.
Man fürchtet die Brustwassersucht für ihn. Mich behandeln die
Herren um ihn mit großer Schonung und Achtung wie die auf-
gehende Sonne, die aber für sie nie aufgehen wird. . . .


64. Humboldt an Caroline           Teplitz, 25. September 1813

Ich bin soeben beim Kanzler gewesen; Stein ist in diesem
Moment wieder nach Prag gefahren und kommt erst
in acht bis zehn Tagen wieder. Er hat mancherlei
Fehler für Geschäfte, aber doch immer ein ernstes, für alles
wesentlich Nötige und Gute edel aufgelegtes Gemüt; er gehört zu
den Menschen, die einem das Leben nicht leicht machen und wohl
augenblicklichen Unmut erregen, aber die, welche ihn recht auffassen,
im ganzen immer trefflich stimmen. Ich werde, soviel ich kann, bei-
tragen, daß er uns noch bleibt, und es ist schon zum Teil mir zu-
zuschreiben, daß man ihm die Verwaltung der zu besetzenden
Provinzen gelassen hat. . . .

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