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[ Band 4 Brief 63: Humboldt an Caroline [Teplitz], 19. September 1813 ]
63. Humboldt an Caroline [Teplitz], 19. September 1813 Stein ist jetzt hier, und ich habe heute den ganzen Tag mit ihm zu tun gehabt. Der Verwaltungsrat wird abge- schafft oder bekommt vielmehr eine andere Gestalt, und ich habe den Plan zur neuen Einrichtung entworfen. *) Ich habe aber sorgfältig mit dazu gewirkt, daß Stein an der Spitze der Sache, nur auf die gehörige Weise bleibt. Dies hat mir heute viel zu tun gegeben, und ich bin erst spät zum Schreiben an Dich gekommen. Dein Zusammensein mit Carolinen **) freut mich über alle Beschreibung. Es wird Dir doch eine süße Zerstreuung in den Tagen der Unruhe sein. Ich fürchte nur, sie geht nun wieder mit Adolph nach Schlesien. Das ewige Wechseln der Plane für ihn mißfällt mir sehr. Sie hat mir selbst geschrieben, aber mit Buch- staben, daß wirklich in diesem Briefe, wie bei der Schöpfung, der Geist über der Tinte nur schwebt, ohne daß man recht weiß, wo er sich niederlassen will. Indes habe ich den Sinn herausgebracht. Grüße sie tausendmal von mir. [Teplitz], 21. September 1813 Ich lebe sonst sehr ruhig und eigentlich viel in meiner Stube, vorzüglich in diesen Tagen, wo Metternich nicht zu Hause ist. ***) ——— *) Dieser Entwurf zur Zentralverwaltung der eroberten Länder um- faßte 67 Artikel. Er wurde Metternich vorgelegt, von diesem scheinbar ge- billigt und auf seinen Vorschlag dem Zaren zur Bestätigung überreicht. »Alexander stimmte allem bei und behielt die Papiere zur Unterschrift zurück. Alle Versuche preußischerseits, sie von ihm wieder zu erlangen, waren vergeblich, und seitdem sind und blieben sie verschwunden. Mit Recht vermutete Humboldt, daß eine Kabale Metternichs, vielleicht bloß Nesselrodes dahinterstecke.« Bruno Gebhardt, "Wilh. v. Humboldt als Staatsmann." **) v. Wolzogen. ***) Metternich war am 20. nach Prag gegangen. 123