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[ Band 4 Brief 62: Humboldt an Caroline Teplitz, 17. September 1813 ]
brochen ist. Es kostete auch dies wieder Mühe durchzusetzen, aber der Kanzler half treulich mit. Überhaupt hat der Kanzler immer große, loyale und wirklich edle Ideen. So hatte man in den Allianztraktat gesetzt, daß wir nur 80 000, Österreich 150 000 Mann stellen sollten. Er hat das gleich abgeändert und mit Widerspruch sogar des Königs durchgesetzt. Wir stellen auch dem Traktat nach gleich viel. In der Wirklichkeit haben wir jetzt viel mehr. Weil der Kanzler wirklich so ist und in dieser Art ungemeine Verdienste hat, weil er überdies mit mir die Freundschaft selbst ist, würde ich nie direkt gegen ihn handeln. Seine Administration ist schon ihrer Form nach verderblich, und man muß suchen, eine ordentliche Minister-Regierung unter seinem Präsidio herzustellen. Ich glaube, daß das mit seiner Einwilligung durchzusetzen ist. Ist dies, so nehme ich gern ein Ministerium an. Ist dies nicht, so entferne ich mich von der Sache, sei’s daß ich in Wien bleibe, oder sei’s, daß ich London, oder, wenn es da dann so steht, daß man mit Ehren da sein kann, Paris suche. Diese Pläne, glaube ich, würden auch Dir, liebes Kind, die liebsten sein. Mit den Finanzen wird es bis zum Frieden freilich schlimm gehen, allein nachher läßt sich auch vielleicht ohne Verlust für den König ein Gut oder sonst etwas erlangen. So, liebe Li, habe ich Dir kurz geschrieben, wie die größten und wichtigsten Dinge stehen. Du wirst daraus sehen, daß ich nicht müßig bin, daß ich im stillen weiter strebe und daran denke, den Jahren, in denen mich mehr der Zufall als mein Wille in Geschäfte geführt hat, ein Ziel und ein bedeutendes Resultat zu geben. Aus Ehrgeiz handle ich wirklich nicht; denn Gott weiß, daß ich viel lieber in ganz einsamer Ruhe mit Dir und den Kindern säße und jeden Tag bereit bin, dahin zurückzukehren. Lebe wohl, einzig teures und liebes Wesen. Ewig Dein H. 122