< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 4 Brief 62:    Humboldt an Caroline    Teplitz, 17. September 1813   ]


günstig Nachrichten und solche Dinge gefunden, die das Schönste
und Beste versprechen. Hiervon ist auch, was die wirklichen Er-
eignisse betrifft, nicht das mindeste abzunehmen. Was ich Dir
schrieb, und was Du in den gedruckten Nachrichten fandest, ist
buchstäblich und ohne alle Übertreibung wahr. Allein die Schatten-
seite entdeckt man, wenn man auf unsere militärische und politische
Verfassung, auf die gegenseitigen Dispositionen und auf das sieht,
was viel und unglaublich mehr hätte geschehen können und noch
geschehen könnte. Indes muß man doch auch gleich mit Wahrheit
gestehen, daß selbst alles dies nicht von der Art ist, große Gefahren
besorgen zu lassen, sondern nur den Erfolg, der noch viel günstiger
und gewisser sein könnte, minder groß und sicher zu machen. Die
Einigkeit unter den drei Mächten ist unstreitig größer, als sie je
in einem Kriege gewesen ist, doch sind auch da merkwürdige Nuancen.
Sieht man auf die Armeen und die Nation, so ist ein sehr enges
Verhältnis zwischen den Österreichern und Preußen und fast Miß-
helligkeit zwischen den ersten und den Russen. Beides spricht sich
bei allen Gelegenheiten aus. Dagegen ist das Verhältnis zwischen
dem Kaiser Franz und Alexander ungleich besser als das zwischen
dem ersten und dem König. Die Ursache liegt da in dem Charakter
des Königs und Alexanders. Beide denken eigentlich ganz überein-
stimmend über den Kaiser und das österreichische Wesen. Allein
Alexander weiß trotz dessen zutunlicher und einschmeichelnder zu
sein. Der König hat eine aufrichtigere, minder geschmeidige, ja zum
Teil störrige Natur. Am schlimmsten ist es, daß er eine ordentliche
pique auf Fürst Schwarzenberg *) gefaßt hat. Zunächst soll das daher
kommen, daß Schwarzenberg ihn vernachlässigt haben soll, allein
vorzüglich ist es, weil der König auf ihn als kommandierenden
General nichts hält. Er äußert es bei jeder Gelegenheit gegen uns,

———
*) Karl Fürst v. Schwarzenberg, geb. 1771, † 1820, hatte 1813 den
Oberbefehl über alle Truppen der Alliierten.

                                                                       117