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[ Band 4 Brief 51: Humboldt an Caroline Prag, 17. August 1813 ]
Er ist drei Tage lang in der wichtigsten Zeit mit Madame Beguelin im Gebirge herumgereist und hat ein Diner des ganzen Diplomatischen Korps, das er zum Geburtstag des Königs geben wollte, aufgesagt, um länger bleiben zu können. Stadion, die Russen, seine Räte, alle führen eine Klage. Der König soll mit diesem Benehmen auch unzufrieden sein und es geäußert haben. Darauf sind die Damen weiter entfernt worden, allein nun soll er noch weniger getan haben und noch mehr zerstreut gewesen sein, was ich begreife, da ich überzeugt bin, daß diese Liebe von seiner Seite zugleich sehr sentimental ist. Hierher kommt sie nicht mit. Im Innern ist die größte Verwirrung und kein Heller in den Kassen. Wie dies gehen soll, begreife ich nicht. Für mich wird das Benehmen nun äußerst schwierig und delikat, und ehe ich den König nicht gesehen habe, weiß ich nicht, und kann ich nicht wissen, was ich tun soll. Ich muß auch sehen, ob der Staatskanzler selbst ein Gefühl der Hilflosigkeit hat, in der er sich befindet. Der Staat und die Nation, die die unbegreiflichsten Anstrengungen machen, tun mir dabei unendlich weh, ob aber eine Rettung jetzt durch mich möglich sein wird, weiß ich dennoch nicht und zweifle vielmehr sehr daran. Es ist überhaupt schrecklich, daß in dem Moment, wo das Größeste vorgeht, was die Geschichte seit langer Zeit gesehen hat, doch kaum ein einziger Mensch auftritt, der des Augen- blicks würdig wäre. Ein kleines, selbstsüchtiges Geschlecht, schwach und frivol, hilflos und doch nicht geneigt, sich kräftig helfen zu lassen. Dies kann noch dem Ausgang der Sache Verderben bringen, und tut es auch das nicht, so wird man immer das traurige Beispiel sehen, daß die größten Erfolge kein großes Gemüt adeln, oder die Kleinen und Schwachsinnigen den Ruhm dessen davon- tragen, was gewissermaßen hinter ihrem Rücken geschehen ist. Der Krieg ist nun, wenn er noch, wie kaum der Fall war, 100