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[   Band 4 Brief 48:    Humboldt an Caroline    Prag, 11. August 1813   ]


ist hier und war heute früh bei mir. Er soll ein guter General
sein, ein liebenswürdiger Mann ist er sonst nicht. Er war jetzt
drei Monate in Mainz, wo man ihn gewissermaßen gefangen zurück-
hielt. Er spricht mit großer Bewunderung von den Anstalten bei
der französischen Armee, lobt sogar die Kavallerie sehr, meint, man
müsse den Krieg nur defensiv in Wäldern und Gebirgen führen und
einen Zuschnitt auf wenigstens drei Jahre machen, kurz viele Dinge,
die, wenn sie wahr wären, man weder glauben noch tun wird.
Ich muß hier schließen, süßes, teures Wesen. Ewig mit ganzer
und inniger Seele Dein H.


49. Caroline an Humboldt                  Wien, 17. August 1813

Das Herz pocht mir gewaltig, indem ich das Datum schreibe,
mein teures, trautes, liebes Herz, denn wenn ich bedenke,
wie viele Menschen sich heute in Bewegung setzen, wie
verhängnisvoll die Stunden sind für die, die aufs neue in den blutigen
Kampf gehen, und für die, die nun den Ausgang erwarten, und
deren Leben und Liebe so innig verflochten ist mit denen, die da
kämpfen, ach, so schmilzt mir das Herz in Wehmut. Gott gebe
uns Glück und Gelingen des heiligsten und gerechtesten Krieges.
P. hat mir Deine beiden teuren Briefe vom 11. und 12.
vorgestern, den 15., gebracht. . . .
Wie innig ich mich der Hoffnung freue, Dich zu sehen, meine
Seele, kann ich Dir nicht ausdrücken. Von Theodor habe ich kein
Wort, keine Silbe. Dadurch nur, daß ich von Graf Stackelberg *)
weiß, daß es das Kleistische Armeekorps ist, das nach Böhmen
einmarschiert ist, weiß ich und denke mir, daß Theodor in Schlesien
bei dem Blücherschen Korps, zu dem er gehört, zurückgeblieben ist.

———
*) Vgl. S. 24.

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