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[   Band 4 Brief 15:    Caroline an Humboldt     Wien, 12. Junius 1813   ]


In der Stadt sagt man, daß Du zum Minister der auswärtigen
Geschäfte bestimmt seist. Die Leute fangen schon an, unsere Ab-
reise zu bedauern.
Gestern war ich am Vorabend bei Stackelbergs *), die sehr
freundschaftlich sind. Am liebsten bin ich aber allein mit den
Kindern. Das Evenement mit Theodor erheitert mir die sonst sehr
trübe Zeit. Die Hoffnung auf gute, tüchtige Kinder, die die Zeit zu
Menschen bilden wird, ist immer eine der süßesten. Dein freund-
licher Zuspruch fehlte mir alle diese Tage, und so versank ich in ein
tiefes und schmerzliches Sinnen über den ungeheuren Kampf der
Kräfte, der helfenden und der zermalmenden in dieser Zeit. Ich
habe Stunden, wo mir das Leben in der unaussprechlichsten
Wehmut zu entfliehen droht. Wenn ich ein Mann wäre, so würde
dies Gefühl mich zur Tat, zum Siege oder zum Tode führen,
gleichviel. So kann ich es nicht immer in der engen Brust fassen,
und es muß in Tränen ausströmen. Oh, könnte ich es nur drei
oder vier Menschen in die Seele hauchen, so sollte es sich bald
anders gestalten!


16.                                     [Wien], 15. Junius 1813

Wir leben ziemlich einsam, mein geliebtes Herz. Die Fliegen,
die nur nach dem Lichte schwärmen, haben uns meist ver-
lassen. Das Licht sind die Neuigkeiten, und deren sind
jetzt keine hier zu holen. Wir gehen am Abend viel spazieren und
lesen oder sprechen viel zusammen, wenn wir am Abend allein sind.
In den Kindern entwickelt sich unaussprechlich viel Gemüt und die
reinste Gesinnung. Ich denke, sie sollen noch eine Zeit erleben, wo
man sich ihrer nicht schämen darf, und ein ausgerungenes Herz

———
*) Russischer Gesandter.

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