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[   Band 4 Brief 48:    Humboldt an Caroline    Prag, 11. August 1813   ]


immer behalte ich die Hauptsache, die neuen Friedensvorschläge,
die entstehen können, jede jetzt gar nicht vorauszusehende Ver-
wickelung in Händen. Ich schreibe morgen Hardenbergen durch
einen Kurier, daß ich ihn bitte, mir Erlaubnis zu geben, auf vier
bis fünf Tage nach Wien zu gehen, um mein Archiv in Ordnung
zu bringen. Ist Gefahr einer Unterhandlung, die nicht gut wäre,
und die ich hindern kann, so bleibe ich aber hier, weil ich gewiß weiß,
daß Dir selbst das lieber ist. Sonst aber kann ich in acht bis zehn
Tagen, vielleicht früher, bei Dir sein. Ich freue mich unendlich darauf.
Wir machen dann alle Vorkehrungen gemeinschaftlich. Ich werde
mich sehr klein einrichten im Hauptquartier; außer meinen Pferden
und Stalleuten, die unentbehrlich sind, werde ich nur einen Be-
dienten haben, denke ich, und zwei Kanzlisten und keine Sekretärs.
Über Deine Einrichtung, liebe Seele, wollen wir mündlich
reden. Man schwimmt aufs neue auf hohem Meere, allein es
kann und muß jetzt zum Guten führen. Die Russen rücken heute
in Böhmen ein. Das Kleistische Korps von uns auch. Morgen
sind schon Kosaken auf der Wiese bei Ratiborschitz, mit der Gentz
immer im voraus soviel Mitleid hatte. Gentz ist göttlich. Er
transpiriert eigentlich Frieden durch alle Poren, an denen sein
Körper reich ist. Aber zugleich schreibt er das Manifest und ist
daher immer einige Stunden des Tages so energisch, daß Metter-
nich viel streicht. Mir hat er, wie ich Dir mündlich erzählen werde,
die wesentlichsten Dienste geleistet. Auch sind wir immer gleich eng
miteinander verbunden. Hardenbergen *) (den wir unter uns immer
den perfiden nennen) ist er jetzt spinnefeind, obgleich sie sich noch
immer sehen. Metternichs Vertrauen besitzt Gentz mehr wie einer.
Der General Helwig, der Mann der Lesbischen Schwester **),

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*) Der hannoversche Staatsmann.
**) Amalie v. Imhoff, geb. 1776, † 1831, Schriftstellerin. Ihr bestes
Gedicht: »Die Schwestern von Lesbos«.

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