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[ Band 4 Brief 48: Humboldt an Caroline Prag, 11. August 1813 ]
schlossen, man wolle nichts aussprechen, sondern Napoleon reden lassen. Caulaincourt, der noch den Abend zu Metternich kommen sollte, wurde abbestellt, und wir gingen beruhigt fort. Allein Lebzeltern, der bei der Konferenz gewesen war, war immer ent- gegengesetzter Meinung und bestand auf der Mitteilung des Ulti- matums. Er mit anderen brachte vermutlich Metternich herum, man sagte uns am anderen Morgen, der Kaiser habe die Maß- regel nicht ändern wollen, aber wir wußten, daß es bloß der wieder umgestimmte Metternich war. Das Ultimatum ging ab. Meine Unruhe vom Abend des 8. bis um Mitternacht des 10. kannst Du Dir denken. Persönlich waren indes Anstett und ich heraus. Wir hatten uns von unseren Höfen im voraus Befehl geben lassen, am 10. um Mitternacht die Unterhandlungen abbrechen zu können und allenfalls wegzugehen. Mit uns konnte also nichts mehr geschehen. Aber die Sache blieb gleich schlimm. Am liebsten wäre mir gewesen, wenn eine verneinende Antwort Napoleons gekommen wäre. So ist keine gekommen. Eine kommt gewiß. Enthält sie Friedensvorschläge, so wird zwar nun nur gemein- schaftlich mit den Höfen deliberiert werden, aber die Gefahr bleibt immer, sie ist sogar größer, da nun die Sache nicht mehr in An- stetts und meinen Händen liegt, sondern vermutlich von den Souveränen selbst hier mit Zuziehung von allerlei Ratgebern be- handelt wird. Doch sind das bis jetzt bloß Möglichkeiten. Ich fürchte im Grunde nicht, allein die vollkommene Sicherheit ist erst da, wenn die Antwort, die Napoleon gibt, verworfen ist, oder wenn man gewiß weiß, daß keine von ihm kommt. Meine Privatlage ist nun auch entschieden. Ich bleibe im Hauptquartier bei Metterinch und bin nach dem, was ich Dir schon schrieb, damit zufrieden. Ich werde sogar, da die Haupt- quartiere vermutlich nah voneinander sind, vielfältig Gelegenheit haben, auf die allgemeinen Dinge auch bei uns zu wirken, und 95