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[ Band 4 Brief 48: Humboldt an Caroline Prag, 11. August 1813 ]
welchen neutral bleiben wolle, wie Napoleon durch einen Land- frieden auch einen Seefrieden erhalten könne? Metternich war den Abend (ich wußte nicht, was vorgegangen war) fürchterlich betrübt, verlegen, unruhig. Wir waren zusammen bei der Sagan, wie immer, wenn nicht die Schall [?] Tee hatte. Es war sehr merk- würdig. Am anderen Abend ließ er Anstett und mich zu sich bitten, teilte uns Caulaincourts Eröffnung mit und zeigte uns ein vom Kaiser Franz unterschriebenes Papier, worin dieser erklärte, er wolle weder neutral bleiben, noch mit Frankreich sein, sondern nur mit den Alliierten, er kenne ihre Meinungen über den Frieden, und nach diesen und seiner eigenen sei sein Ultimatum gewisse sechs Artikel (von denen gleich mehr). Sage Napoleon auf diese ein un- umwundenes »Ja« bis zum 10. August um Mitternacht, so wolle man Frieden schließen, sonst erhalte er am 11. die Österreichische Kriegserklärung. Die sechs Artikel enthalten die Wiederherstellung Preußens und die Auflösung des Rheinbundes und waren insofern viel für den Kaiser, weil er sich bis jetzt gegen uns nur zu vieren verbind- lich gemacht hatte, in denen der Rheinbund nicht war, und nach welchen Preußen bloß in Polen vergrößert wurde. Auf der anderen Seite waren auch die sechs zu wenig. An Deutschland als solches war eigentlich gar nicht gedacht, und sollte man Spanien verlassen, da es eben befreit worden ist? Metternich fragte nun uns um unsere Meinung. Anstett sprach zuerst und gleich zu meiner großen Freude, da wir uns nicht hatten vorbereiten können, dagegen. Ich stellte alle Nachteile vor, die ein jetzt vorgeschlagenes Ultimatum haben könne, und drang wenigstens darauf, daß man dann sehr große und vage Be- dingungen machen müsse, wie z. B. die Verzichtleistung auf allen Besitz und allen Einfluß auf Deutschland. Metternich änderte seinen Entschluß, ging in unsere Ideen ein, und es wurde be- 94