< zurück      Inhalt      vor >                                          
[   Band 4 Brief 47:    Caroline an Humboldt     Wien, 10. August 1813   ]


gekommen sei, sitzt Herr v. Humboldt da. »Er behandelte mich
äußerst gleichgültig, bekannt und nicht unhöflich, war sehr launig,
und wir mußten in der kurzen Zeit lachen. Doch finde ich ihn
anders als sonst. Er sieht sehr wohl aus, und wenn es sich für
einen Menschen seines Alters schickte, so würde ich sagen, er hat
mehr Aplomb wie ehemals, selbst sein Scherz ist ihm gleichgültiger,
und wenn er ihn sonst mit einer gewissen Schnelle sagte, die diese
Gleichgültigkeit dramatisch darstellen sollte, so ist es jetzt reine
Natur, und nun ganz graziös.«
Diese letzte Bemerkung habe ich erstaunend hübsch gefunden.
Metternich schreibt sehr hübsche Briefe hierher über Gentz an
die Flora: *)
»Gentz a peur de la paix pour les conséquences qu’elle peut
entrainer, de la guerre pour les chances qu’on doit courir, des
journées froides pour le rhumatism, des chaudes pour l’orage
etc. etc.«
Adieu, mein Herz, meine liebe Seele. Wie süß wäre es, Dich
zwischen dem 20. und 25. zu sehen! Lebe wohl. Ewig mit der-
selben Liebe               Deine Caroline.


48. Humboldt an Caroline                Prag, 11. August 1813

Alles ist entschieden, liebe Li. Ich bin heute um 1 Uhr
früh von Metternich weggegangen und habe einen Kurier
expediert. Der Waffenstillstand ist aufgekündigt, der Krieg
ist von Österreich an Frankreich erklärt. Narbonne und Caulain-
court haben ihre Pässe bekommen. Man müßte von neuem ver-
derben, um die Hoffnungen, die sich darauf gründen, wieder zu
vernichten. Ich hoffe, man wird es nicht.

———
*) Gräfin Wrbna.

                                                                       92