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[   Band 4 Brief 42:    Humboldt an Caroline    Prag, 29. Julius 1813   ]


Ritter gegen alles vermeintliche Unrecht gewappnet. Gustav soll wohl
sein, aber mehr in seine Stube, als je, versinken. Der Bart
wächst, sie versichert, er geht ohne Hemde, und nur um 10, 11 Uhr
abends geht er zum Restaurateur. Es ist unendlich schade, daß
so viel Charakter und Geist gewissermaßen so ganz untergeht. . . .


43. Humboldt an Caroline                   Prag, 31. Julius 1813

Ich werde nur einige Minuten haben, bis mein böhmischer
Sprachmeister kommt, den ich nicht gern versäume, allein
ich kann es mir nicht versagen, Dir für Deine beiden lieben
Briefe auf das innigste zu danken. . . .
Ich habe eben einen bloßen Kaufmannsbrief von Gropius *) mit
der Anzeige bekommen, daß der Fries aus dem Tempel des Arkadi-
schen Apoll soll 1814 in Zante verkauft werden. **) Es ist eine gedruckte
Beschreibung des Frieses dabei. Ich schicke Dir alles, sobald es
abgeschrieben ist. Gott, wie einen das hinzieht in die Stille der
Trümmer und die edlen Gestalten des Altertums! Ich kann
es nicht leugnen, und es muß tiefer liegen als bloß in früher
Jugendbeschäftigung, das Altertum ist das einzige, was mich
eigentlich ganz lebendig ergreift, und ich bin im reinsten und
eigentlichsten Verstande ein echter Heide, ein vollständiger Gegen-
satz gegen alles Moderne, das Mittelalter mit eingeschlossen, und
was sich darauf gründet. Was vorgegangen ist, seit jene Zeiten vor-
über sind, und in den beiden einzigen schönen Ländern des Erd-
balles, kommt mir nur immer vor, wie ein verwirrtes Gären von

———
*) Der Kupferstecher Gropius hatte Humboldt als Hofmeister der
Kinder 1799 auf der Reise nach Spanien begleitet.
**) Der berühmte Fries vom Apollotempel in Phigalia, der dann ins
Britische Museum kam.

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