< zurück Inhalt vor >
[ Band 4 Brief 38: Caroline an Humboldt [Wien], 22. Julius 1813 ]
Truppen stehe, die bereit seien, in den ehemaligen Stato papale ein- zurücken. Einen ähnlichen Krieg, wenn es zum Kriege kommt, hat man noch nicht gesehen. »Und die Grenzen aller Länder beben!« oh, mein teures Herz, wie süß es ist, in dem Beben des Erdkreises ein verwandtes Leben zu kennen, mit dem man eins denkt, fühlt, auf das man ganz vertrauen kann, und das einem ganz wiedervertraut! Das gibt eine Ruhe, einen Frieden tief im Gemüt, dem nichts anderes gleich kommt. . . . 39. [Wien], den 28. Julius 1813 Wir glauben hier aus sicherer Quelle zu wissen, daß Caulain- court erst den 26. Julius ankommen sollte, und allerdings macht diese Verzögerung dem Publikum über das Aus- gehen der Negotiationen in Prag sehr wenig Hoffnung zum Frieden. Länger als bis zum 10. August kann doch dieser unentschiedene Zu- stand nicht dauern? Es kommt einem doch vor, als wenn französischer- seits man durchaus die Sache trainieren und dadurch mehr und mehr die moralische Kraft schwächen wollte. Das Warten, das Unent- schiedene ist in allem wohl das Lähmendste. Insofern ist es fran- zösischerseits nicht übel berechnet. Hudelist [?] hat, wie ich höre, neue Friedenshoffnungen hier rege gemacht, die die wenigen Personen, die er sieht, weiterverbreiten. Es ist besonders unter den Vornehmeren hier eine niederdrückende Stimmung im Umlauf; Krieg haben und die Franzosen hier in der Hauptstadt haben, sind hier synonyme Begriffe. Mir scheint im Gegenteil, besonders wenn sich die Nachricht aus Unteritalien bestätigt, nie eine so günstige Zusammenstellung für das hiesige Land gewesen zu sein. Nur begreife ich nicht, warum ich nur immer von einem Defensivplan reden höre, nie von einem, den Feind an seiner verwundbarsten Stelle anzugreifen. Ich räsonniere vielleicht militärisch schlecht, doch aber kommt’s mir einfacher und 72