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[   Band 4 Brief 36:    Humboldt an Caroline    Prag, 19. Julius 1813   ]


geliebtes Wesen, den Gedanken ertrüge ich nicht. Habe mich auch
recht lieb, gute Teure, es kann Dich gewiß niemand so tief, so fest,
so innig im Herzen tragen, als ich, und es ist bei Gott nichts,
was ich nicht immer für Dich täte und getan hätte und wirklich
tat. Ich habe darum doch nie meiner Liebe zu Dir genug getan,
und das macht mich oft wund und weh. Aber man tut nie genug
der Liebe, man ringt immer mit dem Unendlichen, und in nichts
zeigt sich so die menschliche Dürftigkeit.
Lebe wohl! Ewig Dein H.


37. Humboldt an Caroline                      Prag, 21. Julius 1813

Wir sind noch immer in der alten Lage. Heute ist indes
der Sekretär von Caulaincourt gekommen. Er selbst
wird erst übermorgen erwartet. Ich habe dieser Tage
viel im Hause gearbeitet. Anstett und ich haben unsere ersten Noten
präpariert. Da sie gewiß bald im Moniteur stehen, so war die
Sache schwierig und in vieler Rücksicht bedenklich. Ich hoffe, Du
wirst mit meiner zufrieden sein, die andere ist gewiß sehr gut und
hübsch geschrieben, aber meine ist gründlicher und bescheidener. Es
ist dies übrigens eine Schriftstellerei, die ich gar nicht liebe, und
die mir auch immer nur sehr schwer gelingt. Ich habe für diese
Stücke, wo man nie eigentlich frei weg spricht, nichts ganz ausmacht,
und wo man immer nur damit zu kämpfen hat, nicht zu viel und
nicht zu wenig zu sagen, wenig Sinn. Noch wie ich bei Kunth
lernte, ging das Phrasemachen nie, und wie ich 20 Jahre alt war,
hätte mich die Idee einer Note in Schrecken gesetzt. So kommt
man nach und nach in das, was einem von Natur nicht ergeben ist;
ich kann das wohl mit Recht vom ganzen Gesandtenleben sagen. Die
Unbestimmtheit des Geschäfts, die ewige Abhängigkeit von fremdem

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