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[   Band 4 Brief 33:    Caroline an Humboldt     Wien, 17. Julius 1813   ]


Graf Metternich von mir. Pauline *) und Jeanne **) überhäufen
mich mit Liebe und Zuvorkommenheit.


34. Caroline an Humboldt                     Wien, 19. Julius 1813

Ich habe gestern früh Deinen Brief vom 14. aus der Staats-
kanzlei und heute den vom 16. durch eine Estafette be-
kommen. Um 5 Uhr früh habe ich ihn empfangen, und
es war mir recht süß, durch einen lieben Gruß von Dir so früh
geweckt zu werden. An dem vom 14. glaube ich deutlich Spuren
des Aufmachens entdeckt zu haben. Ich sage Dir das nur zu
Deiner Belehrung für diesen Weg, und damit Du mir nichts ganz
Geheimes auf diesem Wege sagest.
Im übrigen, mein geliebtes Leben, wirst Du schon einiger-
maßen aus meinem letzten Brief gesehen haben, daß ich in meinen
Gedanken darauf vorbereitet bin, daß Du den Winter nicht hier
sein wirst. Die nächsten Wochen lasse es für uns entscheiden, wie
es mit mir und den Kindern werden wird. Wird Krieg, an dem dieses
Gouvernement teilnimmt, und wird Wien von der bayrischen Seite
und von Laibach aus bedroht, so gehe ich entweder nach Pest oder
nach Mähren fürs erste. Daß ich nirgend lieber bin als bei Dir,
das weißt Du, mein geliebtes Wesen. Wo könnte ich mich besser,
freier und doch gehaltener finden? Darüber sag ich weiter kein
Wort, weil ich weiß, Du kennst mein Herz und meine Liebe. Allein,
da ich die heutige Gelegenheit für sicher halte, daß andere nicht
lesen was ich schreibe, als Du, so lasse ich mich auch ganz gehen

———
*) Vgl. S. 57.
**) Herzogin Acerenza-Pignatelli, geb. 1783, † 1876, dritte Tochter des
Herzogs Peter Biron von Kurland.

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