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[ Band 4 Brief 31: Humboldt an Caroline Prag, 14. Julius 1813 ]
ist mir indes auf keine Weise wahrscheinlich. Das Beruhigende für mich ist, daß Du in allen Hauptmotiven meiner Handlungs- weise mit mir übereinstimmst, daß Du im voraus billigst, was ich mit jedem Tage mehr entschieden bin, in einem gewissen Falle zu tun, und daß es uns beiden in keiner Lage an Entschluß und Aus- dauer mangeln wird. Die Unruhe, in die uns die jetzigen Umstände versetzen, die Besorgnisse, die daraus für die Zukunft hervorgehen, selbst das Leiden, das uns sehr leicht treffen kann, tun mir manch- mal, so sonderbar die Empfindung scheinen mag, innig wohl. Es liegt eigentlich etwas Schreckliches in der Idee, das, was man selbst für das Beste und Heiligste hält, soll in der äußersten Gefahr sein, ja untergehen können, und daß eine Privatlage darum immer gleich glatt und anscheinend glänzend und heiter fortgeht. Es gibt Dinge, von denen man sich nicht trennen muß, wenn man ihnen auch nicht mehr helfen kann. Ich hätte Dich, liebes Kind, gewiß nicht überlebt, wenn ich Dich verloren hätte, ohne daß ich für Kinder von Dir hätte sorgen müssen, und dasselbe Gefühl, was ich ehemals hatte, habe ich noch heute in gleicher Kraft, wie ich überhaupt nicht begreife, daß es etwas Gutes geben kann, das die Zeit nicht stählte und stärkte, und dies nämliche Gefühl heftet sich bei mir an alles, was mir gleich heilig und teuer ist, wie Du. Ich weiß sehr gut, daß dies allen Menschen eine Torheit erscheinen wird, außer wenigen; aber ich bin auch den Menschen immer ein Geheimnis gewesen und habe nie verlangt, ihnen zu gefallen. Wenn sie auch nie begreifen, was in mir ist, wird es nicht minder sein. Da ich die Menschen um mich her gewiß ohne Täuschung sehe, so weiß ich klar, wie und wo ich stehe, und so sind meine Aussichten eigentlich finster, wenn ich auch wieder, wenn ich so die einzelnen Fäden meines Geschäfts durchgehe, wohl Hoffnung schöpfe und äußere. Ich bin auf jeden Ausgang gefaßt und bitte Dich, es auch zu sein. Ich bin viel einsam und darum sehr stark jetzt, 61