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[ Band 4 Brief 18: Humboldt an Caroline Reichenbach, 17. Junius 1813 ]
England abgeschlossen haben. Hierauf habe ich mir selbst einen Entwurf zu meiner Instruktion gemacht, der zugleich eine Art Note für den Wiener Hof ist. Dieser liegt jetzt bei Hardenberg, der sehr damit zufrieden ist. Darauf, einzelnes Sprechen aus- genommen, hat sich meine Tätigkeit beschränkt, und nun ich dies gemacht habe und beide Regenten weg sind, bin ich seit zwei Tagen ziemlich müßig. Ich studiere aber, so viel ich kann, die innere Lage der Dinge hier, und diese, das kann man sich nicht leugnen, ist grundübel. Die erste und nächste schlimme Seite liegt in der Koalition und den Alliierten. Der Kaiser von Rußland sagte mir selbst, er sei in großer Verlegenheit, weil er nicht frei handeln wolle. Im russischen Kriege sei er nur sich selbst ver- antwortlich gewesen, hier habe er einen Alliierten, auf den er aus Delikatesse immer sehen müsse. Demungeachtet aber haben die Russen das Oberkommando und stehen überall an der Spitze. Bei irgendeiner Konsequenz mußte die russische Armee als bloße Hilfs- armee untergeordnet sein, oder der Kaiser wie ein Vormund handeln, der das Beste nach seiner Einsicht tut, und von Delikatesse dürfte nie die Rede sein. Dann ist der Kaiser nicht absoluter Herr, und was er befiehlt, geschieht entweder gar nicht oder wenigstens nie genau zu Ort und Stunde. Die alten echtrussischen Generale, noch von Kutusows Partei, haben nie über die Weichsel hinausgehen wollen, auch die übrigen sind der Sache jetzt schon sehr müde, sie haben eine sichtbare Tendenz zur Weichsel zurück, und darum sind alle ihre Anstalten lahm. So fehlt es ihnen z. B. ewig an Munition. Dabei sind die Russen in unserem Lande wahre Verwüster. Hier, wo gar kein Krieg gewesen ist, sehen die Felder jetzt in der Ernte, manche ganz, alle hier und da verheert aus. Die Kosacken treiben ihre Pferde hinein und alles wird abfuragiert und zertreten. Es gibt einen Bericht der Breslauer Regierung, aus dem man sieht, daß jetzt während des leidigen Waffenstillstandes die Russen zu 31