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[ Band 4 Brief 8: Humboldt an Caroline Naumburg, 18. Julius 1812 ]
daß Er *) sehr gut und noch immer interessant ist. Heute früh haben wir wieder einen Spaziergang gemacht, zum Teil den- selben als gestern abend, aber hernach anders zu Haus. Es ist, wenn man so ins Detail eingehen will, hier eine sehr hübsche Gegend. Liebliche Höhen und Wiesen, die Saale in sehr gut abwechselnden Windungen, und Grün mannigfaltiger Art, wo man hinsieht. Die Caroline meint auch, daß es doch noch viel Plätze gibt, wo es sich leben ließe. Aber Du weißt schon, daß sie mir sehr darin gleicht, daß ihr alles gleich gefällt, und daß man wünschen möchte, es wäre nur so um die Beständigkeit. Auf meine Be- ständigkeit lasse ich aber nichts kommen, ich hänge am meisten am Alten, und die Laube in Burgörner bleibt mir immer wie ein Mittelpunkt der Erde, zu dem man sich immer gern wieder hin- neigt. Sehr, sehr viel haben wir gestern nachmittag auch von diesen alten Zeiten gesprochen, und uns beide in der Liebe zur Saale, die vor uns so still und arm, aber auch mit gewisser Treue hinfloß, und zu Deutschland überhaupt zu gut getan. Heute nachmittag fährt Caroline wieder nach Weimar, und ich begleite sie bis zur Schulpforta, wo ich bei Ilgens **) absteige. Da bleibe ich den Abend, komme um 1/2 11 Uhr zurück, setze mich in den Wagen und fahre ununterbrochen in die città dolente tra la nojosa gente, von der ich Dir Dienstag aus schreibe. Ewig Dein H. ——— *) Karl Freiherr v. Dalberg, geb. 1744, † 1817, letzter Kurfürst von Mainz, Kurerzkanzler, unter Napoleon Großherzog von Frankfurt bis November 1813. **) Karl David Ilgen, geb. 1764, † 1834, Philologe und Schulmann. 13