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[ Band 4 Brief 8: Humboldt an Caroline Naumburg, 18. Julius 1812 ]
8. Humboldt an Caroline Naumburg, 18. Julius 1812 Ich komme eben mit Carolinen und Lolo *), die mitgekommen ist, von einem langen, sehr hübschen Spaziergange am ersten schönen Sommertage, den wir seit Karlsbad hatten, zurück und schreibe Dir einige Zeilen, meine liebe, teure Seele. Ich habe Burgörner gestern mit Tagesanbruch verlassen und bin über Querfurt um 1/2 2 Uhr hier angelangt. Ich fand hier einen Zettel von Carolinen, daß sie um die nämliche Zeit hier sein würde, und war kaum eine halbe Stunde im Gasthof, als sie ankam. Ich hätte sie freilich lieber allein als mit Lolo gesehen, aber da Lolo ziemlich cavalierement behandelt wird, und sie gewohnt ist zu sprechen, ohne daß man darauf hört, so stört sie nicht viel. Nach Tisch habe ich auch mit Carolinen einen langen Spaziergang allein gemacht, wo wir sehr viel und hübsch über alles Göttliche und Menschliche ge- sprochen haben, am meisten über Dich und die Kinder. Sie ist sehr lieb und gut und viel ruhiger, als wie ich sie das letztemal sah, obgleich die Auflösung ihres letzten Verhältnisses sie sehr ange- gegriffen hat. Fürs erste wird sie wohl ihr Leben fortdauernd zwischen Aschaffenburg und Weimar führen und im Sommer einige Monate auf ihren beiden Gütern Bauerbach und Bösleben, die auf dem Wege dazwischen liegen, verbringen. Sie hat die Idee, die uns sehr amüsiert hat, daß ein Sohn etabliert ist, und daß man nicht mehr für ihn unruhig zu sein braucht, wenn er ver- heiratet ist, und teilt also ihr Leben in die Epoche vor und nach des Sohnes Heirat ab. In die letzte, die ich aber als etwas ungewiß ansehe, wird dann auch die Reise nach Rom verlegt. Wir, denke ich, sind ehe Hermann heiratet da, nicht wahr, liebes Herz? In Aschaffenburg ist sie fortdauernd gern und versichert, ——— *) Caroline v. Wolzogen und Charlotte v. Schiller. 12