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[ Band 4 Brief 3: Humboldt an Caroline Rudolstadt, 17. Junius 1812 ]
dürfnisse so herabstimmen, daß sie das Mittelmäßige und sogar das Gemeine gut und selbst unentbehrlich finden. Ich habe Dir bloß, gute, teure Li, und noch dazu sehr durch- einander, erzählt. Aber ich denke, daß es Dich, da ich jetzt in einer von der Deinen sehr verschiedenen Welt bin, interessiert. Umarme alle Kinder aufs innigste von mir. Ewig ganz und unwandelbar Dein H. 4. Caroline an Humboldt [Wien], 27. Junius 1812 Der heutige Posttag hat mir keine Briefe von Dir gebracht, geliebtes Herz. Mit dem kleinen Hermann geht es viel besser. . . . Körner hat mir gestern seinen »Zriny« vorgelesen, der wirklich mit außerordentlicher Lebendigkeit geschrieben ist und mich sehr ein- genommen hat. Die Verse könnten mannichmal soignierter sein, und er wird noch daran feilen. Es wird hier ungeheuer gefallen und in Pest gewiß Furore machen. Ich mag es nicht beschreiben, um Dir nicht die Neuheit des Eindrucks zu nehmen, ich bin über- zeugt, es wird Dich sehr ergreifen. 5. Caroline an Humboldt [Wien], 1. Julius 1812 Um Dein Sein in Karlsbad und Rudolstadt beneide ich Dich sehr. Heute habe ich der guten Fürstin geschrieben. Ob Du Carolinen sehen wirst? Ihr und Dir gönnte ich wenigstens diese Freude. Gott gebe Goethen Leben und Ge- sundheit, daß er sein Leben ausschreibe. Ihn, die Wolzogen und Gustav *) in Paris wiederzusehen, dahin geht mein innigstes Sehnen und Wünschen. ——— *) Graf v. Schlabrendorff, geb. 1750, † 1824. 10