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[ Band 4 Brief 2: Humboldt an Caroline Karlsbad, Montag, 15. Junius 1812 ]
ein Augenübel, wo ihm wochenlang ein Auge ganz starr und blind still steht und auch das andere und der Kopf nichts vermag. Er ist ganz ineinandergeschrumpft, verdrießlich, wie sonst spöttisch, von wunderbaren Mundverziehungen und Grimassen. Aber mit mir war er sehr gut. Stolberg hat mir dagegen sehr gut und besser als sonst gefallen. Die Stein war noch in Prag und ich bei ihr. Sie kommt nach Wien und wird Dich besuchen. Über den armen Körner *) will sich Geßler gar nicht zufrieden geben. Er hält ihn für verloren in loser Poesie und ist wie die Henne, die Enten ausgebrütet hat, ohne es zu wissen, und sie nun schwimmen sieht, da sie bloß gehen kann. Lebe herzlich und innig wohl. Ewig Dein H. 3. Humboldt an Caroline Rudolstadt, 17. Junius 1812 Ich bin seit heute früh um 1/2 6 Uhr hier, liebe Li, nachdem ich zwei Nächte und einen Tag ununterbrochen gefahren bin. Ich habe bei der Fürstin **), die Dich tausendmal grüßt, gegessen, und da sie jetzt mit dem Kopf und dem Urs ***) Land und Leute bis zum Tee regiert, so habe ich Zeit, Dir ein paar Worte zu sagen. . . . Die Wolzogen ist nicht, wie mir Goethe fälschlich gesagt hatte, in Aschaffenburg, sondern in Bauerbach. Sie soll den 20. nach Weimar kommen, und ist dies, was ich bis zum 19. abends zu ——— *) Theodor Körner, geb. 1791, † 1813. **) Caroline Luise, Fürstin von Rudolstadt, geborene Prinzessin von Hessen-Homburg, geb. 1771, † 1854. ***) Herr v. Beulwitz, erster Gatte der Caroline Wolzogen, der im Schillerschen Kreise den Beinamen ursus erhalten hatte. 7