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[ Band 3 Brief 232: Humboldt an Caroline Wien, 3. Oktober 1810 ]
Lehrmeister geht als für den fünf-, sechsfachen Preis hin, es ist fürchterlicher Staub im Sommer und schändlicher Kot im Winter, kurz alles Agrément der Stadt fällt hinweg. Die Teuerung ist in einigen Stücken (Holz, Zucker, Kaffee) groß, in anderen gar nicht. So gebe ich für meinen Mietswagen monatlich 460 Florin = 76 Taler unsres Geldes. In Rom kostet er 60 Skudi wenigstens, die 90 Taler machen. Das Rind- fleisch kostet 29 bis 30 Kreuzer = 2 Groschen unsres Geldes, und das Pfund ist größer als bei uns. Zucker werde ich aus Breslau verschreiben, Kaffee ebenso. Die Unterhaltung der Pferde ist teurer gegen Berlin, das Pferd kommt auf 13 bis 14 Taler monatlich. Im ganzen, denke ich, sollen wir auskommen. Holz ist unmäßig teuer, aber man verbraucht vermutlich auch weniger. Einmal ist der Winter weniger lang. Dann bewohnt man meist den zweiten Stock, der schon gewärmte Zimmer unter sich hat und überall doppelte Fenster und in den meisten Küchen Sparherde. Mit dem Verkaufen der Meublen richtest Du es gewiß sehr gut ein. Bringst Du aber gar nichts mit? So z. B. gibt es eine Not hier. Man kann gar kein Porzellan haben, und Stein- gut ist schlecht. Die Fabrik hat keinen Vorrat, und die Bestellun- gen dauern jahrelang. Mir tut es äußerst leid, daß ich nicht wenigstens einige Dutzend sehr hübsche weiße Tassen von Berlin mitgebracht habe. Ich will hierüber vor Deiner Ankunft, da das Kind in so etwas viel weiser und klüger ist als ich, keine Anstalten machen, aber ich glaube, wir werden müssen Berliner Porzellan holen lassen. Es hat mich sehr lachen gemacht, daß Du sagst, Du hättest über die häuslichen Dinge jetzt mehr Entendement, wie ehe- mals. Du hattest immer sehr viel, mein liebes Seelchen, wenn Du mehr hättest jetzt, wäre es ordentlich, weil Du nun zwei Jahre allein hast leben müssen, ein Effekt meiner Abwesenheit. Ich will Dich gewiß ganz frei walten lassen. Es wird gar nicht leicht sein, 482