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[ Band 3 Brief 232: Humboldt an Caroline Wien, 3. Oktober 1810 ]
sich mit wenig hier einzurichten. Wenn Du nur den Verstand dazu machst und befiehlst, so will ich für das Herumgehen und Ausführen schon sorgen. Zu viel Anstalten mache ich gewiß vor Dir nicht, mein Liebes. Wenn es irgend geht, findest Du ein meubliertes Quartier. Ich kaufe dann nur das Indispensabelste, alles übrige machen wir zusammen. Ach! es wird so hübsch sein, viel zusammen zu tun; ich freue mich wie ein Kind darauf. Der Kaiser ist noch immer nicht hier, und ich bin also auch noch nicht in Funktion getreten. Indes schreibe ich meine Depeschen und habe bis jetzt noch keinen Posttag versäumt. Wenn aber meine Geschäfte nicht zunähmen, so hätte ich eigentlich gar nichts zu tun. Meine Depesche kostet mich zwei Stunden am Abend vor dem Posttag, ehe ich zu Bett gehe, dann übergehe ich sie am andern Morgen Piquot, und er macht das übrige. Die deutschen Sachen sehe ich an, schreibe mit wenig Worten darauf, was darauf geschehen und geschrieben werden soll, und übergehe es Herrn v. Matholey und habe auch weiter nicht viel damit zu tun. Außer diesen beiden ist noch ein tauber Kanzlist zum Abschreiben. Dies ganze Personal aber kostet mich bloß 100 Dukaten. Die guten, kleinen Mädchen, die sich auf die Reise zu mir freun. Aber Deutsch werden sie wieder nicht lernen. Noch gestern war ich in einer Musikgesellschaft, wo rund herum Italienisch gesprochen wurde. Wenn man erst weiß, daß sie nichts anderes reden, spricht es jeder mit ihnen. Sage, daß ich mich sehr freue, sie oft ins Theater mitzunehmen. Es ist hier eine ganz italienische Oper und dann ein Theater, das ihnen Freude machen wird, weil immer viel Spektakel, Pferde, Wasser und alle Elemente in Bewegung sind. Ich werde die erste Zeit gar nicht von Euch wegkommen, Ihr Lieben. Erinnerst Du Dich wohl, süßes Kind, daß Du, als Du von Paris kamst, mich auch erinnern mußtest, daß ich gar nichts mehr tat, sondern immer bei Dir war? Wärst Du nur erst hier! 483