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[   Band 3 Brief 222:    Humboldt an Caroline    Thalebra, 2. September 1810   ]


221. Humboldt an Caroline         Burgörner, 22. August 1810

Ich bin sehr unglücklich, liebe Li, noch immer ohne alle
Nachricht von Dir zu sein.
Es ist heute der 22., holdes Wesen, an dem ich Dich
zuerst sah, und es macht mich sehr glücklich, heute gerade hier zu
sein. Es ist ein unbeschreiblich süßschmerzliches Gefühl, mit dem
ich hier so einsam herumgehe. Die alten Erinnerungen der ersten
Jahre unseres Zusammenseins schließen sich so unmittelbar an die
gegenwärtige Einsamkeit an. Du wolltest mir heute Dein Geschenk
machen, süßes Kind, und wir dachten so gewiß, an diesem Tage
wieder vereinigt zu sein. Nun hat es sich wieder verzögert, und
ich kann mir nicht denken, daß es Dir möglich sein sollte, unter
zwei Monaten von hier an gerechnet bei mir zu sein. Aber
zwischen dem 20. Oktober und 1. November erwarte ich Dich fast
mit Gewißheit. Nur hängst Du so von den Kindern ab, daß sich
nichts mit Bestimmtheit vorher versprechen läßt. Und Du hast
die gleiche Sehnsucht mit mir, Du kommst, sobald Du kannst.
Ich lebe wieder viel mit den Gestirnen. Sie sind die Heimat der
Sehnsucht, die einzigen, zu denen man in den weitesten Fernen sich
zugleich wenden kann, die ewig alle Sphären und alle Zeiten verbinden.
Lebewohl, innigst geliebtes Kind, Gott, wie lebhaft steht mir
noch vor, wie Du heut vor 22 Jahren in die Stube tratest!
Ewig Dein.


222. Humboldt an Caroline          Thalebra, 2. September 1810

Du siehst, liebe Li, daß ich auf meiner Reise vorrücke. Ich
bin drei volle Tage in Auleben gewesen und habe dort
alles abgemacht. Heute bin ich über Sondershausen
hierhergekommen und denke morgen hier zu bleiben. Ich kann Dir

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