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[ Band 3 Brief 217: Humboldt an Caroline Berlin, 7. August 1810 ]
und des kleinen, in Königsberg geborenen Prinzen Albrecht gemacht. Er selbst beschäftigt sich in seinen freien Stunden fast bloß mit dem Monument, von dem ich Dir neulich schrieb. Es wird schon an- gefangen, daran zu bauen, und er soll fast immer dabei stehen. Dieser Schmerz und dies unaufhörliche Andenken haben in der Tat etwas Rührendes. Der König ist sehr ungeduldig, Rauchs Büste zu sehen. Man hat auch die Maske der Königin über das tote Gesicht genommen. Ich habe sie aber nicht gesehen, weil sie in Strelitz geblieben ist. Ein Bildhauer Wolf dort hat sie ge- nommen und will auch eine Büste danach machen. Im Fall dem König Rauchs Büste gefallen, aber als Ähnlichkeit nicht genügen sollte, ist mir schon eingefallen, daß man die Maske nach Rom schicken und Rauchen eine neue Büste machen lassen könnte. Ich habe diese Idee auch schon vorläufig in Anregung gebracht. Frau von Berg *) mit ihrer Tochter, der Gräfin Voß, ist auch wieder hier. Sie ist sehr betrübt. Sie hatte mit der Königin dreizehn Jahre lang wirklich in der engsten Vertraulichkeit gelebt, und die Königin ist auch in ihren Armen gestorben. Die Königin hat, wie sie mir erzählte, in den letzten Stunden sich doch nicht die mindeste Illusion über ihren Zustand gemacht. Einmal, als man ihr geraten, die Arme, die sie übereinandergelegt hielt, aus- einander zur Seite zu legen und ihr gesagt hat, das würde ihr Linderung gewähren, hat sie gesagt: »Nichts kann mir noch Linde- rung geben, als der Tod«. Es tut mir ordentlich leid, daß man Dich nun hier nicht sieht. Die Leute waren alle sehr neugierig auf Dich und die Kinder, vorzüglich die kleinen Mädchen und brummen jetzt oft gegen mich, daß ihnen nun das alles entgeht. Wirklich scheint es ein Schick- sal, daß Du Berlin nicht sobald wiedersehen sollst, und ich glaube immer, es kann leicht sein, daß Du es gar nicht siehst, denn ——— *) Vgl. S. 106. 455