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[   Band 3 Brief 211:    Humboldt an Caroline    Berlin, 21. Julius 1810   ]


viel Güte für mich, und es ist auch für uns ein sehr großer
Verlust.
Der König ist untröstlich. Er hat gesagt, er wäre auf alle Un-
glücksfälle jeder Art gefaßt gewesen, nur auf diesen nicht. Er kommt
heute abend nach Charlottenburg zurück. Die Prinzessin Charlotte
und Prinz Carl sind erst nach dem Tode angekommen und haben
diesen auf die schrecklichste Weise erfahren. Ein vorüberreitender
Bauer hat ihnen die Nachricht in den Wagen geschrieen.
Die Betrübnis ist sehr allgemein. Der arme Prinz George
dauert mich auch unendlich. Du weißt, wie er an der Königin
hing. Wenn wir uns sehen, werde ich Dir noch mündlich viel über
die Königin und das, was sie für uns getan, erzählen. Überhaupt
sind die Folgen, die dieser Todesfall haben wird, nicht zu berechnen.
Soeben, teures Wesen, bekomme ich Deinen Brief vom
27. Junius. Du bist doch auch ganz besser wieder, mein einzig-
liebes Leben? Ach, noch jetzt bei dem Tode der Königin ist es mir
unendlich schmerzlich aufs Herz gefallen, was ich wäre, wenn es
mir wie dem König erginge. Ich vermöchte es nicht auszudenken.
Lebe innigst wohl!


212. Humboldt an Caroline             Berlin, 24. Julius 1810

Ich habe Dir neulich, liebe Li, von dem am 19. erfolgten
Tode der Königin geschrieben. Man ist in der ganzen
Stadt mit nichts als damit beschäftigt. Die Betrübnis
ist allgemein. Auch hört man nunmehr nach und nach immer mehr
Details von ihrem Tode. Den Tag vorher ist sie noch unbegreiflich
heiter und voll Hoffnung gewesen. Darum hat Prinz George mir
einen so beruhigenden Brief geschrieben, und Heim hat ordentlich
immer sagen müssen, daß Gefahr sei, weil niemand es geglaubt

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