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[ Band 3 Brief 210: Humboldt an Caroline Berlin, 17. Julius 1810 ]
und Gemeine hinweg, von dem eine Frau schon ihrer inneren Natur nach abgesondert bleiben muß. Du wirst mich sehr aus- lachen, aber man muß alles, was auf dem Wege liegt, mitnehmen, und allem eine Seite abgewinnen, und das ist recht möglich mit der höchsten Wahrheit und Einfachheit, wenn man nur immer die tiefe und eigentliche Natur der Dinge im Auge behält. Die Königin hat ein wahres Lungengeschwür gehabt, sie ist noch in Strelitz und kommt schwerlich vor meiner Abreise hierher. Sie ist noch nicht ohne Gefahr, der König ist in Charlottenburg. Ewig Dein H. 211. Humboldt an Caroline Berlin, 21. Julius 1810 Es hat dies Land wieder ein großes Unglück betroffen, liebe Li. Die Königin ist vorgestern, am 19., um 9 Uhr morgens gestorben. Sie reiste vor einigen Wochen mit dem König und mehreren ihrer Kinder nach Strelitz zu ihrem Vater und war erstaunlich glücklich über diese Reise. Sie war seit vier Jahren nicht in ihrer Familie gewesen. Wenige Tage nach ihrer Ankunft, am 25. vorigen Monats, gingen alle nach Höhen-Zieritz, einem Lustschloß des Herzogs. Hier wurde die Königin am zweiten oder dritten Tage krank, und es hieß gleich, es sei eine Lungenent- zündung. Der Arzt des Herzogs, ein gewisser Hieronimi, aus den die Familie viel hält, behandelte sie und ließ ihr gleich zu Ader. Der König kam nach Charlottenburg, auch an einem dreitägigen Fieber krank, zurück. Die Nachrichten von der Königin schienen zwar nicht bedenklich, indes wurde doch Heim *) hingeschickt. Der eigent- liche Arzt des Hofes ist zwar Hufeland. *) Allein dieser ist vom ——— *) Vgl. S. 427. 439