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[   Band 3 Brief 202:    Caroline an Humboldt     Rom, 30. Junius 1810   ]


bist, ich gern bin, und meine einzige, süßeste Freude sein soll, wieder
mit Dir zu leben, mich Deiner zu erfreuen und Dich mit uns
glücklich zu sehen.
Ich umarme Dich tausend- und tausendmal, auch Theodorn.


203. Humboldt an Caroline                  Berlin,  30. Junius 1810

Es ist mir höchst verdrießlich, zu sehen, liebe Li, daß meine
Briefe gerade jetzt, wo Dir doppelt daran liegt, sie ordent-
lich und schnell zu empfangen, so unordentlich ankommen.
Ich begreife es auch gar nicht, da auf den fremden Postämtern
gar keine Ursache dazu ist. Ich habe aber allerlei Argwohn, und
es wird sich bald zeigen, ob es nun, da die Veränderung hier ge-
schehen ist, regelmäßiger gehen wird.
Ich war in Tegel und habe ein Diner da geben müssen. Die Prin-
zessin Luise hatte es mir seit vorigem Jahr sehr nahe gelegt, einmal
bei mir da zu sein, und ich konnte es nicht vermeiden, sie zu bitten.
Sie ist auch wirklich sehr freundschaftlich und gut mit mir, ich bin
fast alle Abende bei ihr, und ich weiß, daß ihr solche Partien, wo
sie bloß mit ihren Kindern ist, sehr viel Freude machen. Ich bat
also sie, die Leute, die zu ihr gehören, und nur noch einige wenige
Menschen. Wir waren 16 Personen. Zugleich war die Sache
ein Reinigungsfest für Tegel, das in den acht Tagen vorher, denn
die Partie mußte dreimal verschoben werden, wirklich bis in seine
äußersten Winkel hinein geputzt und geharkt wurde. Die Meubles,
die ich noch in Tegel gefunden, hatte ich bei meinem Herkommen
voriges Jahr herbringen lassen; ich schickte sie nun wieder hin.
Indes sehen einige Dinge noch wunderbar aus. So ist in der
ersten Stube der Kamin ganz zerbrochen. Ich habe ihn aber den
Tag so mit Blumen verziert, daß er toll genug aussah. Das

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