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[ Band 3 Brief 193: Humboldt an Caroline Berlin, 5. Junius 1810 ]
Aber es ist, da die Dinge einmal so weit gekommen sind, wirklich auch noch mehr. Ich muß jetzt darauf denken, unsere Lage wenigstens insoweit zu fixieren, daß man nicht bestimmte Fälle der Ungewiß- heit voraussieht. Der Dienst hier kann nur unter diesen Be- dingungen nützlich sein. Es ist mir sehr schmerzlich, teuerstes Herz, mich in diesen wichtigsten Dingen ohne Dich entscheiden zu müssen, Du siehst immer so einfach und klar, man kann Deiner Entscheidung immer und ohne Ausnahme vertrauen, und ich würde immer ruhig alles allein in Deine Hände legen, was mein Schicksal und das der Kinder betrifft. Ich sehe es wieder in dem, was Du über unsern Aufent- halt in Italien oder Deutschland sagst. Ich weiß, wie Du Italien liebst, und doch entscheidest Du Dich im Ganzen für das Zurück- gehn. Auch ich halte es für notwendig. Du setzest alle Gründe so gut und triftig auseinander, daß ich nichts hinzuzufügen weiß. Für die Kleinen ist das Herkommen moralisch notwendig. Es gibt doch nie ein Vaterland, dem man lieber angehören möchte, als Deutschland. Du glaubst nicht, wie wohltätig es mir ist, daß dieser Punkt nun und rein entschieden ist. Wir bleiben also, ich möchte noch hin- kommen oder nicht, nicht in Italien, sondern bringen einige Jahre in Deutschland zu. Ich schlüge dann Dresden zum Aufenthalt vor. Indes soll mein gutes, liebes Kind immer die Wahl haben, und ich werde immer folgen, wenn Du etwas anderes vorziehst. Ich habe kein Glück als Deins. Umarme alle. Ewig Dein H. 407