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[ Band 3 Brief 191: Caroline an Humboldt Rom, 26. Mai 1810 ]
Entwöhnens gewesen zu sein. Es war wirklich meine Absicht, und ohne die vorhabende Reise, wo es doch ein schrecklicher Em- barras ist, was man einem Kinde geben will, wäre es geschehen. Hermann ist stark im Zahnen begriffen und hat daher einige Tage weniger blühend ausgesehen. Allein, was mich besonders über ihn erfreut und beruhigt, ist, daß er gar nicht aussieht, wie ein Kind, das leicht Krämpfe bekommen könnte, er hat etwas erstaunend kindlich Ruhiges in den Zügen. Adel und Gabrielle sind sehr lieblich und wohl. Caroline ist jetzt leidlich. Wir haben sehr unter uns gelacht, Caroline, Rauch und ich, über die Alternative, ob Hermann am Albaner See oder im Reußischen Garten die Milchgedanken verlieren würde. Ich habe nämlich Caroline und Rauch, die beide sehr ver- schwiegen sind, doch eine Ursache meines Zögerns hier angeben müssen und sie au fait der Möglichkeit setzen, daß Du, geliebtes Herz, herkommen könntest, und wir sind überein gekommen, daß ne vous en déplaise der Pupo auf keinen Fall am Albaner See die Milchgedanken verlieren soll. Du weißt, ich liebe nicht außer- ordentlich Albano, aber wie Rauch und Caroline es hassen, davon machst Du Dir schwerlich eine Idee. Rauch will es schleifen lassen, wenn er einmal hier zu befehlen hat, und höchstens soll das Posthaus stehen bleiben. Caroline will es auch vertilgen, und auf der Durchreise nach Neapel hin war es eine große Not, daß ich es so eingerichtet hatte, eine Nacht dort zu bleiben. Wenn Caro- line und Rauch auf Albano konmmen, so sind sie so unerschöpflich, wie wenn Du ehemals die Zöpfe verteidigtest. Caroline ist über- haupt sehr witzig. Wir waren einmal in Neapel auf Heigelius’ Villa, wo durch eine Konfusion der Madame Brun kein Mittag- essen präpariert war, auf das wir alle stark gerechnet hatten. Ida beklagte sich bitter, was sie nun zu Hause essen würden, wo nichts präpariert sei, und sagte: »Mama wird mir imaginierten Aal und 402