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[   Band 3 Brief 190:    Humboldt an Caroline    Berlin, 22. Mai 1810   ]


jetzige Zustand der Dinge irgend lange dauern kann. Ich schiebe
bis dahin, daß sich die jetzige Krise gehörig entschieden hat, alles,
was unser hiesiges Etablissement betrifft, auf. Denn wir müssen
uns sehr hüten, nicht solche falsche, hernach ganz unnütze Aus-
gaben zu machen.
Auf die Bewirtschaftung der Güter wird nun die Entscheidung
meines Schicksals im Dienst einen sehr großen Einfluß haben.
Bleibe ich darin, so können wir, wie ich mit Gewißheit hoffe,
einen bedeutenden Teil der Einkünfte auf die innere Verbesserung
verwenden; gehe ich heraus, so dürfte das schwerlich möglich sein.
Das Erbschaftsgeschäft ist nun so gut als vollständig reguliert
und alles in solcher Ordnung, daß auch jeder Fremde sich augen-
blicklich darin finden könnte. Wenn wir nun wieder zusammen
sind, wollen wir ordentlich vor einer Justizperson eine Auseinander-
setzung unseres beiderseitigen Vermögens machen, damit gerichtlich
existiere, was jedem von uns besonders gehört. Für uns jetzt ist
es allerdings förmlich nicht notwendig. Ich weiß sicher, liebe
Seele, daß Du das Deinige immer zugleich als mein ansiehst.
Aber es können, vorzüglich in jetziger Zeit, Fälle kommen, in denen
es sehr wichtig für die Kinder, ja selbst für Dich werden kann,
genau dartun zu können, was ausschließlich Dein Eigentum ist. Wir
müssen also die kleine Mühe nicht scheuen, die Auseinandersetzung
ordentlich und mit der gehörigen Förmlichkeit zu machen, und ich
habe zu diesem Behuf gerade in Erfurt die vollständige Designation
des Nachlasses aufgesetzt.
Sehr fatal, bedenklich und drückend sind die öffentlichen Ab-
gaben in allen Ländern jetzt. Für Burgörner müssen wir außer
der Grundsteuer eine neue Vermögenssteuer gegenwärtig geben.
Hier werden Steuern in Menge jetzt angeordnet und noch mehrere
projektiert. Zu einer Anleihe für den Staat hab ich noch neulich
200 Taler geben müssen. Glaube indes nicht, daß ich zu nach-

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